06. März, 2025

Wirtschaft

Konjunkturspritze mit Nebenwirkungen: Finanzpläne von Union und SPD unter der Lupe

Konjunkturspritze mit Nebenwirkungen: Finanzpläne von Union und SPD unter der Lupe

Das im politischen Berlin heiß diskutierte Finanzpaket von Union und SPD verspricht nach Ansicht vieler Ökonomen nicht nur einen kräftigen wirtschaftlichen Aufschwung, sondern birgt gleichermaßen potenzielle Risiken. Eine geschickte Balance zwischen Wachstum und Schulden scheint der Schlüssel zu sein, der sowohl Wirtschaft als auch Verbraucher beeinflussen könnte.

Sven Jari Stehn, Chefvolkswirt Europa bei Goldman Sachs, prognostiziert, dass das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands bis 2027 jährlich um bis zu einen Prozentpunkt zulegen könnte. Gleichzeitig könnte die Schuldenquote von 62 Prozent auf 67,6 Prozent steigen. Michael Holstein, der Chefvolkswirt bei der DZ Bank, sieht ein deutlicheres wirtschaftliches Wachstum, sorgt sich jedoch über eine mögliche Inflation, die durch steigende Löhne und Nachfrage angeheizt werden könnte.

Weniger optimistisch zeigt sich Friedrich Heinemann vom ZEW Mannheim. Er warnt davor, dass die gelockerten Schuldenregelungen und neue Verschuldungsmöglichkeiten ein erhebliches Risiko darstellen. Er sieht Deutschland möglicherweise auf dem Weg in die Liga der Hochschuldenstaaten. Union und SPD planen unter anderem ein 500 Milliarden Euro umfassendes Sondervermögen für die Infrastruktur über eine Dekade, was als „echte Zeitenwende“ in der deutschen Finanzpolitik interpretiert werden könnte, laut Sebastian Dullien von der Hans-Böckler-Stiftung.

Thomas Gitzel von der VP Bank sieht in den Plänen zwar die „richtigen Schritte“, glaubt allerdings, dass der Ausgabenschub die Renditen für deutsche Anleihen ansteigen lassen wird, was wiederum Baufinanzierungen verteuern könnte. Auch die Europäische Zentralbank könnte gezwungen sein, die Zinsen weniger stark zu senken als bislang vermutet. Während die Bauwirtschaft in dem Paket eine „historische Chance“ erkennt, warnt Dirk Jandura vom Außenhandelsverband BGA, dass der Staat nicht unbedingt ein effektiver Investor sei.