22. Dezember, 2024

Wirtschaft

Konjunkturflaute: Deutsche Wirtschaft in der Herbstdepression

Konjunkturflaute: Deutsche Wirtschaft in der Herbstdepression

Die deutsche Wirtschaft steckt in einer herbstlichen Tristesse fest, geprägt von Unsicherheit unter Unternehmen und privaten Haushalten. Führende Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Konjunkturprognosen nach unten korrigiert. Für das laufende Jahr wird nun ein leichtes Minus erwartet, während für das kommende Jahr nur ein kleines Wachstum prognostiziert wird. Somit bleibt die Wirtschaft nahezu auf der Stelle stehen.

Die Institute rechnen für dieses Jahr mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,1 Prozent. Für die Jahre 2025 und 2026 erwarten sie lediglich magere Zuwächse von jeweils 0,8 Prozent und 1,3 Prozent. Noch im Frühjahr hatte man für 2024 ein geringes Plus von 0,1 Prozent und für 2025 ein Wachstum von 1,4 Prozent in Aussicht gestellt. Eine dynamische Erholung sei nicht zu erwarten, betont Geraldine Dany-Knedlik vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Der demografisch bedingte Fachkräftemangel behindere das langfristige Wachstum.

Investitionen bleiben rar, und die Konsumenten halten ihr Geld zusammen. Das weiterhin hohe Zinsniveau und geopolitische Unsicherheiten belasten die Investitionen der Unternehmen. Die Sparquote der privaten Haushalte liegt mit 11,3 Prozent über dem langfristigen Durchschnitt. Trotz höherer Löhne wird wenig in Wohnbauten oder Konsumgüter investiert. Positiv zu vermerken ist der deutliche Rückgang der Inflation, die 2023 um 2,2 Prozent und 2025 um 2,0 Prozent steigen soll.

Der Export schwächelt ebenso. Deutsche Exporteure sehen sich zunehmender Konkurrenz durch chinesische Industriegüter ausgesetzt. Hohe Energiepreise, Bürokratie und lange Genehmigungsverfahren setzen zusätzlichen Druck auf die Unternehmen. In energieintensiven Industrien ist die Produktion laut 'Gemeinschaftsdiagnose' rund 15 Prozent unter dem Niveau von 2021 gefallen.

Der notwendige Strukturwandel hin zu klimafreundlicher Produktion gestaltet sich schwierig. Hohe Energiepreise und andere Herausforderungen beeinträchtigen den Umbau. Industriepräsident Siegfried Russwurm warnt vor der Gefahr der De-Industrialisierung, während Peter Adrian von der Deutschen Industrie- und Handelskammer eine dramatisch schlechte Stimmung in den Unternehmen sieht.

Namhafte deutsche Firmen stehen vor großen Herausforderungen. Miele plant den Abbau von etwa 1.300 Arbeitsplätzen, und auch die Autoindustrie befindet sich im Umbruch. ZF hat angekündigt, in den nächsten vier Jahren bis zu 14.000 Stellen abzubauen. Volkswagen plant, die jahrzehntelange Beschäftigungssicherung zu beenden, was auf erbitterten Widerstand trifft.

Die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP sorgt mit internen Streitigkeiten für weitere Unsicherheit. Die Institute sprechen von einem deutlichen Anstieg der politischen Unsicherheit. Obwohl die Regierung ein Wachstumspaket mit 49 Maßnahmen angekündigt hat, bleiben die Institute skeptisch. Das Paket enthalte viele kleinteilige Maßnahmen, die bisher nicht umgesetzt seien, resümiert Oliver Holtemöller vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle.