Die Bemühungen Deutschlands, sich als führender internationaler Forschungsstandort zu etablieren, treffen auf unerwartete Hürden. Laut der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) sind es gerade die ineffizienten Verwaltungsabläufe und bürokratischen Prozesse, die internationale Wissenschaftler zunehmend abschrecken. In einer Mitteilung anlässlich der Präsentation ihres Jahresgutachtens 2024 an Bundeskanzler Olaf Scholz vermerkte die EFI deutliche Verbesserungspotenziale im Hinblick auf die Anwerbung und Integration ausländischer Forschungsexperten.
Im Kontrast zu ihrem Gutachten von 2014, das nur einen begrenzten Erfolg bei der internationalen Forscheranwerbung verzeichnete, stellt die EFI ein verändertes Bild dar: Deutschland habe sich positiv entwickelt und an Attraktivität gewonnen, erklärte EFI-Vorsitzender Uwe Cantner. Während damals noch eine Netto-Abwanderung von Wissenschaftlern zu verzeichnen war, werde nun eine Netto-Zuwanderung festgestellt. Allerdings gebe es weiterhin bemerkenswerte Steigerungsmöglichkeiten, etwa bei der Anmeldung von Visa.
Die EFI warnt, dass angesichts ungenügender Harmonisierung der Anerkennungsverfahren zwischen den nationalen Sozialversicherungssystemen und der sprachlichen Barrieren die Zuwanderung erschwert werde. Darüber hinaus müsse auch in der Künstlichen Intelligenz (KI) drastisch aufgerüstet werden, um international mithalten zu können; hier dominierten nach wie vor die USA und China.
Die Kommission weist darauf hin, dass in der deutschen Wirtschaft KI noch zu selten zum Einsatz komme und eine Aufholjagd erforderlich sei. Dazu zählten eine solide Grundlagenforschung, der Aufbau einer leistungsfähigen KI-Infrastruktur sowie die Ausbildung von Fachkräften mit entsprechenden Kompetenzen. Kanzler Scholz betonte bei der Übernahme des Gutachtens die Bedeutung, sich nicht vor den Herausforderungen der KI zu fürchten und bekräftigte die Notwendigkeit der sprachlichen Offenheit im Wissenschaftsbereich.
Die EFI bildet seit ihrer Einsetzung durch die Bundesregierung im Jahr 2006 ein kompetentes Gremium, das regelmäßig Empfehlungen für Forschungs- und Innovationspolitik vorschlägt und damit maßgeblich die Weichen für Deutschlands wissenschaftliche Zukunft mitgestaltet.