Kommt jetzt der Qualcomm Mega-Deal?
Die größte Übernahme der Tech-Geschichte? – Qualcomm verhandelt über den Kauf von Intel. Der Deal könnte den globalen Halbleitermarkt nachhaltig verändern.

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Kommt jetzt der Qualcomm Mega-Deal?

Die Chipindustrie könnte vor einem epochalen Umbruch stehen. Qualcomm will offenbar den in Schwierigkeiten steckenden Halbleiter-Riesen Intel übernehmen. Es wäre der größte Deal, den die Tech-Branche jemals gesehen hat – mit potenziell weitreichenden Folgen für den gesamten Markt.

Die Schlagzeilen überschlagen sich: Qualcomm, bekannt als weltgrößter Anbieter von Mobilfunkchips, soll Verhandlungen über eine Übernahme von Intel führen. Laut verschiedenen Medienberichten habe Qualcomm-Chef Cristiano Amon persönlich die Initiative ergriffen.

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Übernahme im Visier: Hat Qualcomm Intel im Blick?
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Es wird bereits spekuliert, dass es sich um die größte Transaktion in der Geschichte der Technologiebranche handeln könnte. Doch wie realistisch ist diese Übernahme, und was würde sie für den globalen Chip-Markt bedeuten?

Rekordverdächtige Dimensionen

Wenn der Deal zustande kommt, wäre er nicht weniger als historisch. Intel, einst unangefochtener Branchenprimus, wird aktuell mit rund 93 Milliarden Dollar bewertet. Qualcomm hingegen ist mit einem Marktwert von 188 Milliarden Dollar in einer deutlich besseren Position.

Der Zusammenschluss der beiden Giganten könnte die Chipindustrie in ihren Grundfesten erschüttern. Besonders spannend: Qualcomm und Intel verfolgen unterschiedliche Strategien und Technologien, was den Zusammenschluss umso brisanter macht.

Quelle: Eulerpool
Quelle: Eulerpool

Intel steckt schon länger in der Krise. Während das Unternehmen einst unangefochtener Marktführer im Bereich der Prozessoren war, hat es in den vergangenen Jahren den Anschluss an die Konkurrenz verloren.

Vor allem im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) hinkt Intel hinterher. Weltmarktführer Nvidia dominiert den Markt für KI-Chips, während Intel Schwierigkeiten hat, konkurrenzfähige Produkte auf den Markt zu bringen.

Wenn Qualcomm Intel kauft, könnten sie den Markt für Prozessoren in PCs, Notebooks, Servern und Handys dominieren – aber Nvidia bleibt unangefochten im KI-Bereich.

Intels schwieriger Kurswechsel

Unter der Führung von Pat Gelsinger, der seit 2021 das Unternehmen leitet, versucht Intel nun, sich neu zu erfinden. Doch der Weg aus der Krise ist steinig. Gelsinger hat ein umfassendes Sparprogramm angekündigt, dem weltweit mindestens 15.000 Arbeitsplätze zum Opfer fallen könnten.

Quelle: Eulerpool
Quelle: Eulerpool

Zudem wurde der Bau des geplanten neuen Mega-Werks in Magdeburg, der ursprünglich als Teil von Intels Wachstumsstrategie gedacht war, um mindestens zwei Jahre verschoben. Die geplante Investition von 30 Milliarden Euro, von denen ein Drittel durch staatliche Zuschüsse finanziert werden sollte, liegt somit auf Eis.

Die Aktie von Intel hat in diesem Jahr bereits mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren, während Konkurrenten wie Nvidia weiterhin vom Boom im Bereich der Künstlichen Intelligenz profitieren. Besonders schmerzhaft für Intel: Das Kerngeschäft mit Prozessoren für PCs und Notebooks schwächelt ebenfalls.

Genau in diesem Marktsegment drängt Qualcomm zunehmend vor und bietet energieeffiziente Prozessoren an, die vor allem in mobilen Geräten Verwendung finden.

Qualcomm greift nach dem Thron

Qualcomm selbst ist in einer starken Position. Das Unternehmen beliefert seit Jahren den Markt mit Mobilfunkchips und ist insbesondere durch seine Zusammenarbeit mit Apple, dem Hersteller des iPhones, bekannt.

Anders als Intel verfügt Qualcomm jedoch über keine eigenen Produktionskapazitäten und bezieht seine Chips hauptsächlich von TSMC, dem taiwanesischen Marktführer für Chip-Auftragsfertigung.

Mit der geplanten Ausgliederung seiner Werke will Intel in den Markt der Auftragsfertiger einsteigen und TSMC herausfordern.

Das ist auch ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Konzernen: Intel setzt auf die sogenannte X86-Architektur, die traditionell für Server sowie PCs und Notebooks genutzt wird.

Qualcomm hingegen bedient sich der sogenannten Arm-Architektur, die in den letzten Jahren aufgrund ihrer Energieeffizienz vor allem in mobilen Geräten wie Smartphones und Tablets zum Einsatz kommt. Eine Übernahme von Intel durch Qualcomm könnte also bedeuten, dass der neu entstehende Gigant in beiden Bereichen – stationäre und mobile Prozessoren – eine dominante Rolle einnimmt.

Doch die Herausforderungen wären gewaltig: Während Qualcomm im Mobilfunkbereich bestens aufgestellt ist, hat Intel Mühe, sich gegen Nvidia im Bereich der Künstlichen Intelligenz zu behaupten. Selbst wenn die Übernahme zustande käme, hätte der neue Mega-Konzern in diesem wichtigen Wachstumssektor kaum Chancen, Nvidia vom Thron zu stoßen. Hier bleibt Nvidia weiter unangefochten.

Pat Gelsingers radikale Neuausrichtung

Um Intel wieder auf Erfolgskurs zu bringen, verfolgt Gelsinger eine radikale Strategie: Der Manager hat angekündigt, dass Intel künftig nicht mehr nur seine eigenen Chips produzieren will, sondern auch für andere Unternehmen als Auftragsfertiger tätig sein möchte.

Pat Gelsinger unter Druck – Intel-Chef Gelsinger kämpft mit massiven Verlusten und verpassten Chancen im KI-Markt. Qualcomm könnte das Ruder herumreißen.

Ziel dieser Neuausrichtung ist es, TSMC, den unangefochtenen Marktführer in der Chip-Auftragsfertigung, anzugreifen. Die Werke von Intel sollen dafür ausgegliedert werden und als eigenständige Einheit agieren.

Diese Entwicklung ist vor allem deshalb spannend, weil Qualcomm zu den potenziellen Kunden von Intel gehören könnte. Qualcomm produziert keine eigenen Chips, sondern lässt diese vorwiegend von TSMC fertigen. Sollte Qualcomm tatsächlich Intel übernehmen, könnte sich das Unternehmen unabhängig von externen Auftragsfertigern machen und die Produktionskapazitäten von Intel nutzen.

Die Unsicherheiten bleiben

Noch ist jedoch unklar, ob die Übernahme überhaupt zustande kommt. Die Gespräche befinden sich laut Insiderberichten noch in einem frühen Stadium, und bislang gibt es weder von Qualcomm noch von Intel eine offizielle Bestätigung.

Klar ist jedoch, dass die Chipindustrie einen solchen Deal genau beobachten wird. Ein Zusammenschluss der beiden Konzerne könnte den Markt nachhaltig verändern – sowohl für die Hersteller als auch für die Verbraucher.