02. Oktober, 2024

Wirtschaft

Kojima: Japans geheime Hochburg der Jeans

Kojima: Japans geheime Hochburg der Jeans

Denim, der Inbegriff amerikanischer Mode, hat in der japanischen Küstenstadt Kojima eine neue Heimat gefunden. Die Hauptstraße, treffend "Jeans Street" genannt, wird von echten Jeanshosen geschmückt, die wie Flaggen im Wind flattern.

Viele bezeichnen diesen Ort in der Präfektur Okayama als eine Art Pilgerstätte für Jeans-Enthusiasten, die aus aller Welt hierher strömen. Selbst die Getränkeautomaten am Bahnhof sind mit Jeansmotiven beklebt. Die Straßen erstrahlen in Blau, während die Ränder in rosa und weiß gestrichen sind – ein Markenzeichen der Kojima-Jeans.

In Kojima existieren rund 40 Jeanshersteller und -läden, darunter auch denim-inspirierte Cafés. Laut der Japanischen Tourismusorganisation zieht die Region jährlich etwa 100.000 Besucher an. Japanische Jeans sind oft hochpreisig, dunkel und langlebig, haben sich jedoch dank ihres Rufes für Handwerkskunst eine Nische erarbeitet. Beliebte Marken wie Big John haben hier ihren Ursprung, und internationale Modemarken wie Gucci beziehen mittlerweile Jeans aus Kojima.

Emma McClendon, Assistenzprofessorin für Modestudien an der St. John's University in New York, betont, dass die japanische Jeansindustrie eine Sammelkultur etabliert hat, die weit über das Massengeschäft hinausgeht. Diese Herangehensweise wird auch als "Monozukuri" bezeichnet, was soviel wie "Herstellung von Dingen" bedeutet und in ganz Japan tief verwurzelt ist.

Yoshiharu Okamoto, ein Färbekünstler bei Momotaro Jeans, beschreibt den Prozess als vergleichbar mit der Anfertigung eines Kimonos. Seine Hände sind von der täglichen Arbeit mit indigogefärbten Baumwollfäden blau gefärbt – ein Zeichen seines unermüdlichen Einsatzes.

Die Jeans aus Kojima, oft in einem charakteristischen dunklen Indigo, auch bekannt als "Japan Blau," sind ein begehrtes Produkt. Diese Farbe erfordert tägliche Sorgfalt und Hingabe. Die Preise für Kojima-Jeans reichen von 33.000 Yen (230 US-Dollar) bis hin zu 200.000 Yen (1.400 US-Dollar) je nach Handwerkskunst.

Thomas Stege Bojer, Gründer von Denimhunters, unterstreicht die Langlebigkeit des verwendeten Rohlack-Denims und plädiert für eine "langsamere" Kleidungsproduktion. McClendon ergänzt, dass die japanische Industrie das Verständnis für Jeans als Erbstücke fördert, um den Konsumenten Qualität näherzubringen.

Momotaro Jeans bieten sogar eine lebenslange Garantie: Schäden werden repariert, sofern sie im Rahmen bleiben. Japan Blue Co., das Unternehmen hinter Momotaro, erzielte im letzten Jahr einen Umsatz von etwa 1,6 Milliarden Yen (11 Millionen US-Dollar), wobei 40% der Verkäufe aus dem Ausland stammen.

Handwerker wie Shigeru Uchida und Naomi Takebayashi betonen die einzigartige Beziehung zu ihren Maschinen. Sie setzen auf Vintage-Looms von Toyoda, dem Vorläufer des Automobilherstellers Toyota, um ihre einzigartigen Texturen zu kreieren.

Masataka Suzuki, Präsident von Japan Blue, sieht die industrielle Geschichte der Region als Stärke. Die Jeans aus Kojima stehen für Beständigkeit und spiegeln das Leben ihres Trägers wider. "Wir wollen ein Produkt schaffen, das Zeugnis vom Leben eines Menschen ablegt," so Suzuki.