Die politische Bühne in Thüringen wird derzeit von einer spannenden Entwicklung geprägt, die sowohl für einen Hauch von Frieden als auch für Turbulenzen sorgt. Die von Sahra Wagenknecht neu ins Leben gerufene Partei BSW stimmte dem umstrittenen Koalitionsvertrag mit CDU und SPD zu, was vorerst den internen Querelen ein Ende setzt. Wagenknecht spricht von einem "guten Kompromiss", während ihre Parteikollegin Katja Wolf die Allianz mit der Thüringer SPD als Bündnis zweier starker Frauen bezeichnet.
Im Schatten der erfolgreichen Parteigründung steht allerdings eine mögliche Regierungsbeteiligung der BSW in Thüringen und Brandenburg, was nicht ohne Hürden bleibt. Besonders heikel gestaltet sich die Ministerpräsidentenwahl in Erfurt, wo die AfD durch ihren umstrittenen Einfluss unter Björn Höcke für Unwägbarkeiten sorgt. Ein Déjà-vu mit dem politischen Drama um Thomas Kemmerich aus dem Jahr 2020 droht, auch wenn für den Kandidaten Voigt der dritte Wahlgang als relativ sicher gilt.
Der künftige Kurs der Brombeer-Koalition hängt maßgeblich davon ab, ob die geplante Zusammenarbeit ohne AfD-Stimmen auskommt. SPD-Vertreter zeigen sich besorgt über die Abhängigkeit von der AfD, während die SPD-Jugendorganisation Jusos deutlich gegen eine Beteiligung ihrer Mutterpartei an der Regierung unter diesen Umständen votiert. Insbesondere eine drohende Wahl durch AfD-Stimmen sorgt für Froststimmung in der SPD, wie die Bundestagsabgeordnete Elisabeth Kaiser betont.
Eine mögliche Lösung könnte ein Schulterschluss mit der Linken sein, die unter Führung des geschäftsführenden Ministerpräsidenten Bodo Ramelow steht. Diese scheint bereit, die benötigte Mehrheit zu stellen, verlangt jedoch eine formale Verständigung über zukünftige Koalitionen im Landtag. Ein solches Bündnis wird von der Thüringer CDU bislang abgelehnt. Auch innerhalb der SPD werden Maßnahmen ergriffen, um eine stabile Mehrheit ohne AfD-Einfluss zu gewährleisten.
Die Entwicklungen in Ilmenau zeugen von einer Versöhnung zwischen Sahra Wagenknecht und Katja Wolf. Beide setzen Zeichen der Zusammenarbeit, während die Partei unter dem Druck vorgezogener Bundestagswahlen steht. Ob die SPD letztlich zu dem Bündnis stehen wird, bleibt vor dem Hintergrund der gestellten Bedingungen jedoch offen.