Die von Bundesfinanzminister Christian Lindner geforderte „Wirtschaftswende“ stößt auf Widerstand aus der SPD-Spitze. Saskia Esken, Co-Vorsitzende der Sozialdemokraten, machte in Hamburg deutlich, dass die von Lindner aufgelisteten Maßnahmen innerhalb der aktuellen Regierungskoalition nicht umsetzbar seien. Dabei handele es sich um eine reine FDP-Position, die keinen Einfluss auf die Regierungsarbeit der Ampel habe, so Esken. Unterstützung erhielt sie von Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge, die den fehlenden Teamgeist innerhalb der Ampel bemängelte, den Fortbestand der Koalition jedoch entschieden verteidigte.
Ihr Parteikollege Lars Klingbeil betonte, dass Vorschläge für die wirtschaftliche Stärkung zwar erlaubt seien, aber Lindners Ideen wie die Abschaffung des Solidaritätszuschlags für Besserverdiener oder ein Kurswechsel in der Klimapolitik nicht akzeptiert würden. Sowohl Esken als auch Klingbeil warnen davor, die Belastungen für die arbeitende Mitte zu erhöhen.
Auf der anderen Seite sieht die Union, vertreten durch Mathias Middelberg (CDU), viele positive Aspekte in Lindners Papier, etwa den Bürokratieabbau und die Senkung der Unternehmenssteuern. CSU-Chef Markus Söder nutzte die Gelegenheit, um erneut vorgezogene Neuwahlen zu fordern, da die Handlungsfähigkeit der Ampelregierung seiner Meinung nach infrage stehe.
Bundesjustizminister Marco Buschmann und FDP-Fraktionschef Christian Dürr verteidigten Lindners Ansatz und wiesen den Vorwurf zurück, er würde die Konflikte innerhalb der Koalition verschärfen. Dürr betonte, dass das Angebot sowohl finanziell tragbar sei als auch den Erwartungen der Wirtschaft entspreche.