Die politische Landschaft Deutschlands verändert sich rasant. Eine neue Sonntagsfrage des Insa-Instituts offenbart, dass die denkbare Koalition aus CDU/CSU und Grünen erstmals seit Monaten keine Mehrheit mehr hätte.
Mit 43 Prozent der Stimmen und nur noch 45,7 Prozent der Sitze bleibt Schwarz-Grün hinter den Erwartungen zurück. Gleichzeitig gewinnen Parteien wie die SPD und AfD an Einfluss, was die Koalitionsbildung nach der kommenden Bundestagswahl erheblich erschwert.
Schwarz-Grün – eine Koalition ohne Zukunft?
Die Union, bisher stärkste Kraft, verliert im Vergleich zur Vorwoche einen Prozentpunkt und kommt nur noch auf 31 Prozent der Stimmen. Die Grünen geben ebenfalls nach und landen bei 11 Prozent – weit entfernt von ihrem historischen Hoch von 2021. Zusammengenommen reichen diese Werte nicht mehr für eine Mehrheit im Bundestag.
Damit wackelt eine der bisher favorisierten Koalitionsoptionen. „Schwarz-Grün scheint politisch und rechnerisch zunehmend schwierig zu werden“, kommentiert ein Politikanalyst. Besonders in den ostdeutschen Landesverbänden der CDU stößt die Zusammenarbeit mit den Grünen auf starken Widerstand.
Wer gewinnt – und warum?
Während Schwarz-Grün schwächelt, profitieren andere Parteien von der Stimmungslage. Die AfD steigert sich auf 20 Prozent, bleibt jedoch aufgrund der klaren Ablehnung einer Zusammenarbeit durch die Union isoliert.
Auch die SPD verbessert sich leicht auf 17 Prozent. Die FDP kämpft sich mit einem Zugewinn auf 5 Prozent zurück in den Bundestag und könnte so erneut zum Königsmacher werden.
Ein bemerkenswerter Trend zeigt sich auch bei den Sitzverhältnissen: Der sogenannte „Mitte-Rechts-Block“, bestehend aus CDU/CSU, AfD und FDP, käme auf 60,9 Prozent der Mandate – ein deutliches Übergewicht gegenüber dem linken Lager aus SPD, Grünen und BSW.
Jamaika und Große Koalition wieder im Gespräch
Die neue Sitzverteilung bringt unerwartete Optionen zurück ins Spiel. Neben der klassischen Großen Koalition aus CDU/CSU und SPD, die auf 52,2 Prozent der Sitze käme, könnte auch eine Jamaika-Koalition aus Union, Grünen und FDP mit 51,1 Prozent eine Mehrheit erreichen.
Besonders spannend: Die bisher politisch undenkbare Union-AfD-Koalition hätte mit 55,4 Prozent der Sitze eine klare Mehrheit. Doch CDU-Chef Friedrich Merz hat diese Option kategorisch ausgeschlossen, ebenso wie die meisten CDU-Landesverbände.
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Union intern gespalten
Innerhalb der CDU sorgt die Debatte um mögliche Koalitionen für Unruhe. Während Markus Söder, CSU-Parteichef, ein Zusammengehen mit den Grünen rigoros ablehnt, plädieren CDU-Politiker wie Hendrik Wüst und Daniel Günther für Offenheit gegenüber einer schwarz-grünen Regierung.
Auch auf Landesebene kriselt es: In Sachsen kündigten die Grünen kürzlich an, den CDU-Ministerpräsidenten Michael Kretschmer bei der nächsten Abstimmung nicht zu unterstützen. Grund seien „fehlender guter Wille“ und Streitigkeiten über Klimaschutz- und Energiepolitik.
Wie stabil ist die politische Mitte?
Die aktuelle Entwicklung zeigt eine zunehmende Polarisierung in der deutschen Politik. Die Mitte, vertreten durch CDU/CSU und SPD, wirkt geschwächt, während Ränder wie AfD und die linke BSW an Einfluss gewinnen.
„Die sinkenden Werte für die Grünen und die Union zeigen, dass viele Wähler unzufrieden mit den bisherigen Koalitionsoptionen sind“, analysiert ein Politikwissenschaftler.
Dies könnte zu unorthodoxen Bündnissen führen, etwa einer erneuten Großen Koalition – eine Option, die bei Wählern allerdings als wenig inspirierend gilt.