Die britische Arzneimittelbehörde MHRA hat das neue Alzheimer-Medikament Kisunla von Eli Lilly, ein Anti-Amyloid-beta-Antikörper, für die Behandlung von Patienten mit leichter kognitiver Beeinträchtigung oder milder Alzheimer-Krankheit in Großbritannien zugelassen. Doch zeitgleich verkündete das National Institute for Health and Care Excellence (NICE), dass es Kisunla zunächst nicht im Rahmen des National Health Service (NHS) unterstützen werde. Hauptgründe sind das negative Nutzen-Risiko-Verhältnis und die mangelnde Kosteneffektivität.
Für viele Alzheimer-Patienten mag diese Entscheidung enttäuschend sein, war jedoch nicht unerwartet. Bereits im August 2024 wurde das Medikament Leqembi von Eisai/Biogen zwar von der MHRA genehmigt, jedoch ebenfalls nicht von NICE befürwortet. Bedenken hinsichtlich Kosteneffektivität und Sicherheit bilden weiterhin Hürden für die Aufnahme in das NHS-System.
Die Zulassung von Kisunla basiert auf Ergebnissen der Phase-III-Studie TRAILBLAZER-ALZ 2. Diese zeigt, dass die mit Kisunla behandelten Patienten im Vergleich zu Placebo-Patienten einen um 35% langsameren kognitiven und funktionellen Abbau erlebten. Zum Vergleich: In der Leqembi-Studie (Clarity AD) betrug die Reduktion des klinischen Abbaus 27%. Trotz bedeutender Fortschritte bleiben Unsicherheiten bestehen, ob die Effekte groß genug sind, um die Behandlungskosten zu rechtfertigen. In den USA liegen die jährlichen Kosten für Leqembi bei etwa 25.000 Dollar und für Kisunla bei 36.000 Dollar. Zudem birgt diese Medikamentengruppe das Risiko amyloidbedingter Bildgebungsanomalien (ARIA). Bei Kisunla trat diese in 24% der Fälle auf, bei Leqembi hingegen nur in 12,5%, was die Entscheidung zur Behandlung weiter verkompliziert.