Die Frist war klar gesetzt, doch am Ende haben die meisten Länder versäumt, ihre Klimapläne bei den Vereinten Nationen termingerecht einzureichen. Ein Überblick auf der Webseite des UN-Klimasekretariats zeigt, dass lediglich Großbritannien, die Schweiz, die USA und einige kleinere Staaten aus Afrika und Südamerika bis zum Ende der Frist Pläne eingereicht haben. Auffällig: Der US-Plan, noch unter Ex-Präsident Joe Biden kurz vor Ende seiner Amtszeit erstellt, sieht sich durch die politischen Veränderungen im Land selbst auf unsicherem Terrain.
Die Analyse des Fachportals "Carbon Brief" offenbart eine brisante Tatsache: Die Länder, die sich mit der Einreichung ihrer Pläne zurückhielten, sind für mehr als 80 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Besonders China, Indien und die EU stechen dabei hervor. Angesichts dieser Entwicklungen forderte UN-Klimachef Simon Stiell die Staaten auf, ihre Konzepte spätestens bis September nachzureichen. Auch auf der bevorstehenden Weltklimakonferenz wird die Kluft zwischen den eingereichten Plänen und den vereinbarten Klimazielen eine zentrale Rolle spielen.
Ein Jahrzehnt nach der Pariser Klimakonferenz scheint die Zielvorgabe, die Erderwärmung auf 1,5 bis maximal 2 Grad zu begrenzen, gefährlich außer Reichweite geraten zu sein. Der Klimaschutzexperte Petter Lydén von Germanwatch warnt vor einer verzögerten Anpassung der nationalen Strategien und prognostiziert ernsthafte Risiken, sollte der aktuelle Kurs beibehalten werden. "Die Lücke zwischen den Minimalzielen und den notwendigen Maßnahmen ist beträchtlich", erläutert Lydén. Das Zeitfenster zur Korrektur wird immer kleiner, während die Gefahr einer eskalierenden Klimakrise stetig wächst.