19. März, 2025

Grün

Klimaklage vor Gericht: Entscheidender Moment für den peruanischen Bauern und RWE

Klimaklage vor Gericht: Entscheidender Moment für den peruanischen Bauern und RWE

Vor dem Oberlandesgericht Hamm fanden die abschließenden Plädoyers in der Klimaklage des peruanischen Landwirts und Bergführers Saúl Lliuya gegen den Energiekonzern RWE statt. Lliuya fordert, dass RWE sich an den Kosten für Schutzmaßnahmen gegen eine potenzielle Flutwelle aus dem Gletschersee Palcacocha beteiligt, die sein Haus bedrohen könnte. Der See, auf 4560 Metern Höhe gelegen, birgt das Risiko einer Flutwelle infolge des Klimawandels, die Lliuyas Haus in der Stadt Huaraz, 25 Kilometer entfernt, gefährden könnte. Das Gericht wird seine Entscheidung am 14. April bekannt geben. Unterstützt von Germanwatch und der Stiftung Zukunftsfähigkeit sieht der Kläger die Verantwortung bei RWE aufgrund der Treibhausgasemissionen ihres Kraftwerkparks. Der Energiekonzern hält die Klage, die 2015 eingereicht wurde, für unzulässig. Am zweiten Verhandlungstag wurde das Hauptaugenmerk auf das Gutachten zweier Sachverständiger gelegt. Diese stellten fest, dass eine Überflutung des Hausgrundstücks in den nächsten 30 Jahren unwahrscheinlich sei. Trotz großzügiger Sicherheitspuffer in ihren Berechnungen, gaben sie der Flutwahrscheinlichkeit lediglich ein Prozent. Sollte es dennoch zu einer Flut kommen, wäre die vermutete Überschwemmungshöhe für die Gebäudesubstanz ungefährlich. Im Gegensatz dazu argumentierte der Kläger-Gutachter Lukas Arenson, dass die Risiken unterschätzt wurden. Er betonte die Auswirkungen der Erderwärmung auf den Permafrost und mögliche Instabilitäten im Gebirge, was das Risiko einer Flutwelle auf bis zu 20 Prozent erhöhen könnte. Die Anwältin des Klägers, Roda Verheyen, kritisierte, dass die Sachverständigen das Risiko der Erderwärmung nicht ausreichend berücksichtigten und erklärte, dass aus ihrer Sicht eine Wahrscheinlichkeit von 30 Prozent bestünde. Sie bezeichnete die einprozentige Einschätzung der Sachverständigen als "kein geringes Risiko". Die Klimaschutz-Aktivistin Luisa Neubauer hob die historische Bedeutung des Falls hervor und zeigte sich kämpferisch. RWE-Anwalt Moritz Becker beanstandete, dass das festgestellte Risiko von einem Prozent für eine Haftung nicht ausreiche und warnte vor potenziellen Klagenfluten.