Das juristische Tauziehen um die Verantwortung des Energieriesen RWE für die Folgen des Klimawandels geht in die nächste Runde. Vor dem Oberlandesgericht Hamm wird erneut die Klage eines Landwirts und Bergführers aus Peru verhandelt, der den deutschen Konzern zur finanziellen Beteiligung an Schutzmaßnahmen gegen drohende Flutwellen durch einen Gletschersee in seiner Heimat verpflichten möchte. Die Risikogebiete befinden sich am Fuße der majestätischen Anden, wo das Schmelzwasser des Gletschers zu einer potenziellen Gefahr für sein Haus geworden ist, eine Entwicklung, die der globale Temperaturanstieg begünstigt. Der Kläger, Saúl Luciano Lliuya, sieht RWE in der Mitverantwortung für diese Bedrohung, die er auf die verursachten Treibhausgase des Unternehmens zurückführt. In diesem Zusammenhang ließ das Gericht zwei umfangreiche Gutachten anfertigen, die an zwei aufeinanderfolgenden Verhandlungstagen diskutiert werden sollen. Eine Entscheidung darüber, welche Konsequenzen das Gericht aus diesen Beratungen zieht, wird allerdings zu einem späteren Zeitpunkt erwartet. Lliuya wird dabei von der Stiftung Zukunftsfähigkeit und der Umweltorganisation Germanwatch unterstützt und hat sich zur Teilnahme an den Verhandlungen entschlossen. Bereits 2015 hatte das Landgericht Essen die Klage abgelehnt. Doch in der Berufung machte das OLG Hamm einen Anspruch gegen RWE von der Beweisbarkeit der Argumente des Klägers abhängig. Um wissenschaftliche Klarheit und Beweismaterial zu sammeln, reisten im Mai 2022 Vertreter des Gerichts und Gutachter nach Peru. Dort führten sie Messungen durch, analysierten Bodenproben und erstellten Drohnenaufnahmen. Die Auswertung dieser Berichte steht nun im Mittelpunkt der Verhandlungen in Hamm.
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Klimaklage gegen RWE: Peruanischer Bergführer fordert Gerechtigkeit
