22. November, 2024

Politik

Klimahilfen in der Sackgasse: Eine Billion Dollar bleibt eine Illusion

Auf der Weltklimakonferenz in Baku sollte die finanzielle Unterstützung für Entwicklungsländer verzehnfacht werden. Doch die Verhandlungen stocken, die Kluft zwischen Versprechen und Realität wächst – und das Vertrauen in den internationalen Klimaschutz schwindet.

Klimahilfen in der Sackgasse: Eine Billion Dollar bleibt eine Illusion
Eine Billion Dollar bleibt Wunschdenken: Die Weltklimakonferenz in Baku zeigt, dass die Forderung nach einer Verzehnfachung der Klimahilfen an der finanziellen Realität der Geberländer scheitert.

Eine Billion Dollar: Eine Zahl, die niemand ernst nimmt

Als die Weltklimakonferenz 2015 in Paris den Fahrplan für den internationalen Klimaschutz verabschiedete, galt sie als Meilenstein. Doch in Baku, neun Jahre später, steht das Abkommen auf der Kippe.

Die Entwicklungsländer fordern eine jährliche Unterstützung von einer Billion Dollar, um die Folgen des Klimawandels zu bewältigen – ein Betrag, der die bisherigen Zusagen um das Zehnfache übersteigt.

Die Industrieländer, allen voran die USA, Europa und Japan, zeigen jedoch wenig Bereitschaft, auf diese Forderung einzugehen. Selbst eine Verdreifachung der aktuellen Hilfen auf 300 Milliarden Dollar scheint unerreichbar. Jan Kowalzig von Oxfam bringt es auf den Punkt: „Es gibt keine Antworten, kein Entgegenkommen und keine Ergebnisse.“

Finanzielle Realität: Kassen leer, Ziele unerreichbar

Die größten Hürden sind die leeren Haushaltskassen der Geberländer. Deutschland, bislang einer der stärksten Unterstützer, kämpft mit einer Milliardenlücke im Etat und politischen Unsicherheiten vor den kommenden Neuwahlen.

Frankreich sieht sich mit wachsender Staatsverschuldung konfrontiert, und die USA unter einem potenziellen Präsidenten Donald Trump dürften sich ganz aus dem Klimaprozess zurückziehen.

Mit einer Milliardenlücke im Bundeshaushalt kann selbst einer der größten Klimahilfengeber keine weiteren Zusagen machen – ein Rückschlag für die COP29.

Selbst China, der größte CO₂-Emittent der Welt, sträubt sich dagegen, als Geberland aufzutreten. Die wirtschaftlichen Probleme des Landes, von einer Immobilienkrise bis hin zu stagnierendem Wachstum, verhindern eine Führungsrolle im Klimaschutz.

1,5-Grad-Ziel: Utopie oder Verhandlungstaktik?

Ein weiterer Streitpunkt ist das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Viele Wissenschaftler halten es inzwischen für unerreichbar. „Das ist de facto längst gerissen“, erklärt der Kieler Klimaforscher Mojib Latif. Dennoch klammern sich die Verhandler an dieses Ziel, was den Druck auf die ohnehin zögerlichen Industrieländer erhöht.

Dabei liegt der Fokus zunehmend auf Anpassungsmaßnahmen, die unter dem Begriff „Adaptation“ zusammengefasst werden. Doch auch hier fehlen die notwendigen Gelder.

Nach Berechnungen müssten ab 2030 mindestens 340 Milliarden Dollar jährlich für Anpassungsprojekte fließen – eine Summe, die in weiter Ferne liegt.

Zerreißprobe für den internationalen Klimaschutz

Die Verhandlungen in Baku stehen symbolisch für die wachsenden Spannungen im globalen Klimaschutz. Der Entwurf für das neue Finanzziel umfasst 25 Seiten, auf denen praktisch nichts entschieden ist: Von der Definition von Klimahilfen über die Rolle von Darlehen bis hin zu den Verantwortlichkeiten der Geberländer ist alles umstritten.

Das könnte Sie auch interessieren:

App vs. Desktop: Welches Medium ist besser für Ihre Rendite
Immer mehr Anleger nutzen ihr Handy, um Wertpapiere zu handeln. Doch was macht das mit den Renditen? Eine neue Studie der Consorsbank zeigt: Der schnelle Klick auf dem Smartphone birgt Tücken – vor allem für Männer.