Die Diskussion um die sogenannte "Klimasensitivität" – also wie sehr sich die Erde bei einer Verdopplung von CO₂ erwärmt – zieht sich bereits seit dem frühen 19. Jahrhundert durch die wissenschaftliche Forschung. Der schwedische Chemiker Svante Arrhenius schätzte, dass eine Verdopplung des CO₂-Gehalts zu einer Temperaturerhöhung von 5-6°C führen könnte. Seither haben sich zahlreiche Wissenschaftler dieser Frage gewidmet, doch Unsicherheiten in den Modellen bestehen weiterhin. Besondere Herausforderungen stellen die komplexen Prozesse und Rückkopplungsschleifen in der Erdatmosphäre dar, insbesondere die Rolle von Aerosolen und Wolken, die sowohl wärmende als auch kühlende Effekte haben können. Forscher sind bemüht, feinere Modelle zu entwickeln, die diese Mikroprozesse abbilden können, doch bleibt vieles spekulativ. Ein Hoffnungsschimmer bieten aktuelle Satellitenmissionen der europäischen und japanischen Raumfahrtagenturen, die sich mit der Wechselwirkung zwischen Aerosolen und Wolken befassen. Erste Ergebnisse könnten schon 2025 verfügbar sein. Ein anderer Ansatz konzentriert sich auf die Analyse von klimatischen Reaktionen aus der Vergangenheit. August enthüllten Wissenschaftler eine historische Rekonstruktion der Erdtemperaturen über 480 Millionen Jahre in der Zeitschrift Science. Diese Erkenntnisse basieren auf Proxydaten wie Eisbohrkernen und Baumringen. Das Team errechnete eine überraschend hohe Klimasensitivität von 7,7°C, die wahrscheinlich weiter diskutiert wird, aber die Wichtigkeit langsam fortschreitender Rückkopplungsschleifen unterstreicht. Der Fortschritt in der Klimamodellierung wird außerdem von neuen Supercomputern und künstlicher Intelligenz unterstützt. Daten von neuen internationalen Klimamodellen werden Ende 2025 erwartet und könnten die Sensitivitätsfrage weiter erhellen. Doch selbst minimale Klarstellungen sind wertvoll, denn sie könnten erhebliche Auswirkungen auf die zukünftigen Klimaveränderungen und die menschlichen Reaktionen darauf haben. Angesichts der jüngsten Rekordtemperaturen stellt sich die Frage, ob das Tempo des Klimawandels unterschätzt wurde – und welche Schritte dies für die Menschheit nach sich ziehen könnte.