Die weltweite Durchschnittstemperatur wird laut dem renommierten Klimaforscher Ottmar Edenhofer voraussichtlich jahrzehntelang das 1,5-Grad-Limit des Pariser Klimaabkommens überschreiten. In einem Interview mit dem Deutschlandfunk sagte Edenhofer, dass wir akzeptieren müssten, dass es eine Überschreitung des Temperaturlimits für mehrere Jahrzehnte geben werde. Es bestehe jedoch die Möglichkeit, dass die Temperaturkurve gegen Ende des Jahrhunderts wieder auf 1,5 Grad zurückgebogen werden könne.
Das 1,5-Grad-Ziel wurde von der internationalen Staatengemeinschaft vereinbart, um gefährliche Kipppunkte mit unumkehrbaren Konsequenzen zu verhindern und die katastrophalsten Folgen des Klimawandels abzuwenden. Bereits jetzt hat sich die Erde um etwa 1,1 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit aufgeheizt, in Deutschland sind es sogar 1,6 Grad.
Laut Edenhofer wird es nur möglich sein, die Durchschnittstemperatur zu senken, wenn wir CO2 in großem Maßstab aus der Atmosphäre entfernen können, also netto negative Emissionen erzeugen.
Das Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts hat jedoch ein großes Loch in die Finanzierung von Klimavorhaben der Bundesregierung gerissen. Die Ampel-Koalition ist nun gezwungen, Prioritäten zu setzen. Edenhofer zufolge muss entweder bei den Ausgaben gekürzt oder umstrukturiert werden, oder es müssen Steuererhöhungen wie eine Erhöhung des CO2-Preises in Betracht gezogen werden. Es sei möglich, dass die Gegner des CO2-Preises ihre Position nach dem Urteil überdenken und so ein Teil der Finanzierungslücke geschlossen werden könne.
Das Bundesverfassungsgericht hatte entschieden, dass die Verwendung von Corona-Krediten für Klimaprojekte verfassungswidrig ist.