19. September, 2024

Wirtschaft

Klein- und Mittelstädte als Einkaufsoasen: Lokale Einzelhändler punkten trotz Branchenkrise

Klein- und Mittelstädte als Einkaufsoasen: Lokale Einzelhändler punkten trotz Branchenkrise

Eine neue Untersuchung des Handelsverbandes Deutschland (HDE) zeigt, dass viele deutsche Verbraucher ihre Einkäufe bevorzugt in Klein- und Mittelstädten tätigen. Angenehme, entspannte Atmosphäre und kurze Fußwege machen diese Städte zu attraktiven Einkaufszielen. Besonders Städte mit weniger als 100.000 Einwohnern und Mittelstädte, die etwa 20.000 bis 100.000 Einwohner zählen, werden für ihre Übersichtlichkeit, das vielfältige Angebot an Geschäften und Gastronomie geschätzt. „Die gute Versorgung mit Gebrauchsgütern und die schnelle Erreichbarkeit des Stadtzentrums machen Klein- und Mittelstädte zu lebenswerten Orten“, erklärt HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth erfreut. Er betont, dass die Situation in diesen Zentren „bei weitem nicht so düster ist wie häufig dargestellt“. Trotz dieser positiven Entwicklungen steckt der stationäre Handel insgesamt weiterhin in einer Krise. Die Konsumlaune bleibt verhalten; Besserung ist derzeit nicht in Sicht. Die Marktanalyse des Kölner Handelsforschungsinstituts IFH verdeutlicht, dass der stationäre Handel an Relevanz verliert und die Verbraucher ihre Lust am Einkaufsbummel nachhaltig einbüßen. Besonders Besserverdiener kritisieren die Monotonie der angebotenen Geschäfte. Hinzu kommen strukturelle Probleme wie Fachkräftemangel und Insolvenzen prominenter Filialisten, u. a. Galeria und Esprit. Seit 2020 mussten etwa 46.000 Geschäfte in Deutschland schließen, was zu alarmierend hohen Leerstandsquoten in den Innenstädten führte. Obwohl sich die Zahl der Fußgänger in den Innenstädten laut der Datenplattform Hystreet zuletzt erhöht hat, spiegeln sich diese positiven Fußgängerzonen-Trends nicht in den Umsätzen wider. Der stationäre Einzelhandel verzeichnete im Zeitraum von Januar bis April 2024 preisbereinigt nur einen minimalen Zuwachs von 0,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch zukünftige Prognosen sind wenig optimistisch: Der HDE rechnet für 2024 mit einem inflationsbereinigten Umsatzplus von lediglich einem Prozent. Ein weiteres Sorgenkind bleibt die Kaufzurückhaltung der Verbraucher. Trotz rückläufiger Inflation wird weiterhin stark auf Preise und Angebote geachtet. Das geringe Konsumverhalten erstreckt sich über alle Warengruppen hinweg, von Kleidung über Möbel bis hin zu Elektronik und Freizeitprodukten. Der Trend zum Online-Shopping bleibt ungebrochen, was Experten wie IFH-Direktor Werner Reinartz und E-Commerce-Experte Jochen Krisch in ihren Analysen bestätigen. Nichtsdestotrotz erkennen die Konsumenten die Vorteile des stationären Handels: Produkte können direkt ausprobiert und mitgenommen werden, die Qualität ist oft besser greifbar und das Risiko, auf Fake-Shops hereinzufallen, ist geringer. Dies bestätigt auch Johannes Berentzen von der Handelsberatung BBE, der weiterhin an eine positive Zukunft des stationären Handels glaubt. „Die Händler haben es selbst in der Hand“, so Berentzen. Besonders für die älter werdende Gesellschaft ist die gute Erreichbarkeit der Geschäfte in Klein- und Mittelstädten von großer Bedeutung.