16. April, 2025

Startups & VC

Klarna vor dem Sprung – Kommt jetzt das Comeback an der Wall Street?

Der schwedische Zahlungsriese will an die Börse – doch das Timing ist heikel, die Bewertung unsicher und das Umfeld nervös. Warum der Klarna-IPO mehr Wette als Selbstläufer ist.

Klarna vor dem Sprung – Kommt jetzt das Comeback an der Wall Street?
Klarna galt 2021 mit 46 Milliarden Dollar als wertvollstes Fintech Europas – nach dem Einbruch um 85 % wird der Konzern jetzt wieder mit rund 15 Milliarden bewertet. Ob das reicht für ein erfolgreiches IPO, bleibt offen.

Ein profitables Fintech sucht den Börsenhimmel

Klarna will zurück ins Rampenlicht. Nach einem harten Absturz in der Bewertung plant der schwedische Zahlungsdienstleister nun den Börsengang – ausgerechnet in den USA.

Die Hoffnung: ein Milliarden-IPO an der New York Stock Exchange. Die Realität: ein Marktumfeld, das zuletzt selbst hochkarätige Tech-Werte abgestraft hat. Die Anleger fragen sich: Ist Klarna reif fürs Comeback – oder kommt der Schritt zu früh?

Vom Börsenliebling zum Krisenkind

Kaum ein europäisches Fintech wurde in der Pandemie so gefeiert wie Klarna. Das Geschäftsmodell – „Buy now, pay later“ – passte perfekt in eine Welt voller Online-Shopping. 2021 lag die Bewertung bei schwindelerregenden 46 Milliarden US-Dollar, angetrieben von einer Finanzierungsrunde unter Führung von SoftBank.

Dann kam das böse Erwachen: steigende Zinsen, riskantes Kreditmodell, schärferer Wettbewerb. Die Bewertung rauschte auf 6,7 Milliarden Dollar ab – ein Absturz von 85 %. Jetzt wird sie wieder auf rund 15 Milliarden taxiert. Doch die Frage bleibt: Ist das ein Boden – oder nur eine Zwischenstation auf dem Weg nach unten?

2024 erzielte Klarna erstmals einen Jahresüberschuss von 21 Millionen US-Dollar – doch dieser beruht vor allem auf massivem Personalabbau und Kostensenkungen, nicht auf organischem Wachstum.

Zurück in die schwarzen Zahlen – zumindest auf dem Papier

2024 schrieb Klarna erstmals wieder schwarze Zahlen: 21 Millionen Dollar Gewinn, nach 244 Millionen Dollar Verlust im Vorjahr. Auch die Umsätze legten zu, um 24 % auf 2,8 Milliarden Dollar.

Das klingt solide – doch operative Margen, Risikovorsorge und das aggressive Sparprogramm werfen Fragen auf. Die Zahl der Mitarbeitenden wurde deutlich reduziert, ein Teil der Jobs durch KI ersetzt. Investoren sehen darin Effizienz – Kritiker einen Sparkurs auf Kosten der Substanz.

IPO ja, aber wann – und wie?

Das Unternehmen hat die notwendigen Unterlagen bei der US-Börsenaufsicht eingereicht. Doch Klarna nennt bislang weder Datum noch Preisspanne. Gerüchten zufolge will man rund eine Milliarde Dollar einsammeln. Viel hängt davon ab, ob sich die IPO-Stimmung an der Wall Street stabilisiert.

Der enttäuschende Börsenstart von CoreWeave – einem hoch bewerteten Cloudunternehmen mit NVIDIA-Beteiligung – dürfte Klarna zur Vorsicht mahnen. Dort kam nur die Hälfte des erhofften Volumens zusammen.

Klarna setzt auf Partnerschaften – und auf KI

Trotz der Unsicherheit präsentiert sich Klarna offensiv. Zuletzt verkündete das Unternehmen neue Kooperationen mit Walmart, DoorDash und der US-Finanzierungs-App OnePay.

Vor allem in Nordamerika will man wachsen – auch, weil Europa gesättigt scheint. Parallel investiert Klarna stark in künstliche Intelligenz: vom Kundenservice bis zur Kreditanalyse. Der Konzernchef hält das für den Schlüssel zur Profitabilität.

Doch viele dieser Vorhaben sind noch unausgereift. Und ob Klarna es schafft, sich langfristig gegen Anbieter wie PayPal, Apple Pay oder Affirm zu behaupten, ist offen.

Was bedeutet das für Anleger?

Der Klarna-IPO wird in jedem Fall ein Stimmungsbarometer – für Tech-Börsengänge, für europäische Fintechs, aber auch für das Vertrauen in Geschäftsmodelle mit Kreditrisiko. Wer beim IPO einsteigt, setzt auf weiteres Wachstum – und darauf, dass Klarna sich künftig als ernstzunehmender Zahlungsriese in den USA etabliert.

Aktuell fehlen jedoch viele Details: kein Emissionspreis, keine Analysteneinschätzungen, keine Roadshow-Daten. Anleger sollten daher nicht in Hektik verfallen. Wer sich für die Aktie interessiert, ist mit kritischer Distanz gut beraten – und mit dem Blick auf das, was Klarna aus dem Geld machen will.

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