Ein Börsengang mit Signalwirkung
Es ist offiziell: Klarna hat die Unterlagen für einen Börsengang bei der US-amerikanischen Börsenaufsicht SEC eingereicht. Damit könnte das schwedische Fintech das erste europäische Finanz-Startup seit Jahren sein, das den Schritt auf den Kapitalmarkt wagt. In einer Branche, die nach einer langen Flaute wieder durchstarten will, könnte Klarna die Blaupause liefern.
Wir berichteten bereits:
Doch was bedeutet das für Investoren? Und wie vielversprechend ist der Einstieg über Flat Capital, die Investmentgesellschaft des Klarna-Gründers?
Flat Capital: Die versteckte Abkürzung zu Klarna
Flat Capital, gegründet von Klarna-CEO Sebastian Siemiatkowski und seiner Frau Nina, ist bereits seit 2021 börsennotiert. Das Unternehmen sollte Anlegern einen Zugang zu Wachstumsfirmen wie Klarna, OpenAI oder DeepL ermöglichen – ein ehrgeiziges Versprechen in Zeiten des Tech-Booms.
Rund 30 Prozent des Portfolios bestehen aus Klarna-Aktien. Doch genau hier liegt das Risiko: Ein Großteil dieser Investments stammt aus der Hochphase, als Klarna mit 42 Milliarden Euro bewertet wurde. Heute liegt der geschätzte Wert des Unternehmens bei nur noch sechs bis 14 Milliarden Euro.
Trotzdem hat Flat Capital seine Bewertung kürzlich aufgestockt, gestützt auf optimistischere Schätzungen eines möglichen Börsenwertes von Klarna zwischen 15 und 20 Milliarden Euro. Anleger müssen sich also fragen: Ist das realistischer Optimismus oder Schönfärberei?
Hohe Erwartungen, aber geringe Transparenz
Flat Capital wird derzeit an der Stockholmer Börse mit fast doppelt so viel bewertet wie der Nettoinventarwert des Portfolios. Diese Diskrepanz könnte ein Warnsignal sein. Aktienexpertin Lisa Osada erklärt: „Privatanleger setzen oft auf das Potenzial solcher Holdings, ohne die Risiken genau zu durchleuchten. Die hohe Bewertung spiegelt einen spekulativen Ansatz wider.“
Ein weiterer Haken: Flat Capitals Portfolio ist stark auf wenige Sektoren konzentriert, vor allem auf Technologie und KI. Während die Beteiligung an OpenAI und DeepL vielversprechend klingt, birgt diese Abhängigkeit ein erhebliches Klumpenrisiko. Sollte der KI-Hype abflachen, drohen empfindliche Verluste.
Klarna als Hoffnungsträger?
Für Klarna selbst könnte der Börsengang eine dringend benötigte Trendwende einleiten. Nach einer beispiellosen Abwertung kämpft das Unternehmen darum, seine einstige Position als führendes Fintech zu verteidigen. Flat Capitals enge Verbindung zu Klarna macht die Aktie zu einem indirekten Wetteinsatz auf den Erfolg des IPOs.
Doch auch abseits von Klarna gibt es Baustellen: Weitere Flat-Capital-Beteiligungen wie der Schnelllieferdienst Getir oder das Gesundheits-Startup Kry haben zuletzt deutliche Verluste verzeichnet.
Für risikofreudige Anleger eine Option
Flat Capital bietet Privatanlegern Zugang zu Technologiefirmen, die ansonsten kaum zugänglich wären. Doch dieser Zugang hat seinen Preis: mangelnde Transparenz, hohe Volatilität und eine auffällige Abhängigkeit von Klarna und dem Tech-Sektor.
Für erfahrene Anleger mit einem Faible für spekulative Investments könnte Flat Capital eine interessante Beimischung sein. Für alle anderen gilt: Vorsicht vor zu viel Euphorie.