Kindergeldzahlungen: Ein europäisches Puzzle
Es ist eine Zahl, die ins Auge sticht: Rund 470 Millionen Euro überwies die Arbeitsagentur bis Ende November 2024 an Kindergeld auf ausländische Konten. Hochgerechnet auf das gesamte Jahr wird die Marke von 500 Millionen Euro erneut überschritten.
Diese Zahl sorgt regelmäßig für Diskussionen. Doch was steckt wirklich hinter diesen Auslandszahlungen?
Wer bekommt Kindergeld im Ausland?
Die überwiegende Mehrheit der Empfänger sind EU-Bürger, die in Deutschland sozialversicherungspflichtig arbeiten, deren Kinder jedoch in ihren Heimatländern leben. Allein 171.000 Kinder – und damit mehr als die Hälfte der Empfänger im Ausland – wohnen in Polen.
Kindergeldberechtigt sind Eltern, die entweder in Deutschland steuerpflichtig sind oder hier wohnen. Grundsätzlich gelten strenge Nachweispflichten: Die Eltern müssen regelmäßig Bescheinigungen einreichen, die von den zuständigen Stellen im Ausland überprüft werden.
Das Gesamtbild: Von den insgesamt knapp 10,4 Millionen Kindergeldberechtigten in Deutschland sind 2,1 Millionen Ausländer. Davon wiederum beziehen 313.000 Kinder Kindergeld für den Wohnsitz im Ausland. Die Zahlen lassen vermuten, dass die Mehrheit der Empfänger ihrer Arbeit nachgeht – eine Tatsache, die oft übersehen wird.
Warum fließen die Zahlungen?
Rechtlich fußt die Auszahlung auf dem europäischen Prinzip der Freizügigkeit. EU-Bürger haben das Recht, innerhalb der Union zu arbeiten und dieselben Sozialleistungen wie Bürger des Gastlandes zu erhalten.
Kindergeld ist hier keine Ausnahme. Diese Regelung fördert den Binnenmarkt, ermöglicht aber auch, dass Kinder von Arbeitskräften in günstigeren Heimatländern von den höheren Standards in Deutschland profitieren.
Für die Bundesregierung bleibt diese Regelung ein Balanceakt. Einerseits werden Fachkräfte aus dem EU-Ausland dringend benötigt, um Lücken im Arbeitsmarkt zu schließen. Andererseits löst die hohe Summe politische Diskussionen aus – gerade wenn sie symbolträchtig mit „ins Ausland fließenden Milliarden“ betitelt wird.
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Stimmen zur Debatte
Kritiker monieren, dass diese Gelder besser in die heimische Infrastruktur oder für in Deutschland lebende Familien genutzt werden könnten. Doch Befürworter argumentieren, dass gerade diese Zahlungen Arbeitskräfte anziehen, die die Sozialkassen stabilisieren und langfristig zur Wirtschaftsleistung Deutschlands beitragen.
Wie auch immer die Debatte geführt wird – eines bleibt klar: Die Kindergeldzahlungen ins Ausland sind ein direktes Ergebnis der europäischen Integration und der globalisierten Arbeitsmärkte. Deutschland profitiert von den EU-Arbeitskräften, trägt aber auch eine Verantwortung für deren soziale Absicherung.