26. November, 2024

Technologie

KI in Schulen: Großes Potenzial, aber auch Risiken und Bedingungen

KI in Schulen: Großes Potenzial, aber auch Risiken und Bedingungen

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in Schulen, insbesondere mit Programmen wie ChatGPT, hat nach Ansicht führender Bildungsexperten ein großes Potenzial. Die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK/Bonn) der Kultusministerkonferenz hat in einem veröffentlichten Papier jedoch betont, dass es viele Voraussetzungen und Bedingungen für eine lernförderliche und verantwortungsbewusste Nutzung dieser Instrumente gibt. Die SWK empfiehlt daher eine Übergangsphase zur systematischen Erprobung solcher KI-Tools 'bei offener Fehlerkultur'. Gleichzeitig weist die SWK auch auf Risiken und Hürden hin.

Eine zentrale Aussage des Berichts lautet: 'KI kann und sollte den Lehr-Lernprozess unterstützen, die finale Entscheidung beziehungsweise Bewertung und die Verantwortung für das Endprodukt muss jedoch bei Menschen liegen.' Daher ist es wichtig, dass Lehrkräfte qualifiziert sind und Fortbildungsangebote schnell ausgebaut werden.

Für wen sind die KI-Tools sinnvoll? Laut der Kommission sollten in der Grundschule texterstellende KI-Instrumente wie ChatGPT weitgehend vermieden werden, da der Schwerpunkt auf dem Erwerb von Lese- und Schreibkompetenzen liegen sollte. Ab dem achten Jahrgang könnten diese Werkzeuge jedoch regelmäßig als Schreibunterstützung eingesetzt werden, während immer noch Texte ohne solche Hilfsmittel erstellt werden sollten. Die Verwendung von KI sollte eng begleitet werden.

Nach Angaben der SWK können KI-Programme insbesondere dann unterstützen, 'wenn Lernende über hohe fachliche, Schreib-, Lese- und digitale Kompetenzen verfügen'. Daher sollten sie sowohl bei älteren Schülern als auch in Hochschulen zum Einsatz kommen. Es geht darum, diese Technologie 'produktiv' zu nutzen. Der Aufbau der Lese- und Schreibkompetenz in den ersten Schuljahren sollte jedoch ohne sogenannte Große Sprachmodelle (Large Language Models/LLM) wie ChatGPT erfolgen.

Laut der Kommission nutzen bereits mindestens 20 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Deutschland ChatGPT als Informationsquelle und für Textproduktion und -übersetzung. Die Bildungsexperten sehen auch für Lehrkräfte viele, oft noch unterschätzte Möglichkeiten: zum Beispiel für die Unterrichtsplanung, das Erstellen von Wissenstests mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden oder die Entwicklung von Unterrichtsmaterialien, differenziert nach der Leistungsstärke der Schüler. KI kann jedoch das didaktische Fachwissen einer Lehrkraft nicht ersetzen.

Welche Risiken bestehen nach Ansicht der SWK und was ist zu tun? Chatbots reagieren auf Spracheingaben und erstellen Texte, die auch erfundene Sachverhalte und Fehler enthalten, aber dennoch plausibel klingen. Schülerinnen und Schüler müssen in der Lage sein, die Qualität, Korrektheit und Vertrauenswürdigkeit der Inhalte zu bewerten und den Prozess durch ihre Spracheingaben zu steuern. Kritisches und analytisches Denken sowie fachliches Wissen sind erforderlich. Gerade bei schwächeren Lernenden können diese Kompetenzen nicht vorausgesetzt werden.

Es sollte ein versierter Umgang mit den KI-Instrumenten als neues Lernziel geübt und geprüft werden. Daher müssen Lehrkräfte qualifiziert sein. 'Die dynamische Entwicklung der Tools fordert die Lehrkräfte besonders heraus.' Die Verantwortung für die Verwendung von KI sollte laut Empfehlung der Kommission bei den Lehrerinnen und Lehrern liegen, beispielsweise bei der Aufgabenerstellung oder Leistungsbeurteilung.

Derzeit gibt es auch Unsicherheiten hinsichtlich der Prüfungsformate, daher muss die Prüfungskultur weiterentwickelt werden. Die Kommission empfiehlt, in Prüfungen zwischen Teilen ohne Hilfsmittel und solchen, in denen KI-Tools verwendet werden dürfen, zu unterscheiden. Wenn solche Instrumente zum Einsatz kommen, sollten nicht nur der endgültige Text, sondern auch die reflektierte Auseinandersetzung der Schülerinnen und Schüler mit der Erstellung und dem Ergebnis bewertet werden. Es ist zu erwarten, dass eine gekonnte 'Koaktivität' mit ChatGPT und Co. eine wichtige Zukunftskompetenz darstellt.

Was steht auf der To-Do-Liste der Bildungspolitik? Das SWK-Papier weist auch auf 'technologische, ethische und rechtliche Probleme' hin, die den rechtmäßigen Einsatz von KI im Schulbereich in Frage stellen. Die Nutzung kommerzieller Tools unterliegt marktwirtschaftlichen Interessen und sie sind nicht für den Einsatz in Schulen entwickelt worden. Die Bildungspolitik muss daher KI-Instrumente in geeignete Lernplattformen integrieren. 'Eine besonders große Herausforderung besteht derzeit noch darin, Tools für den Einsatz im Bildungskontext und in speziellen Fächern zu entwerfen', erläuterte Ulrike Cress, Direktorin des Leibniz-Instituts für Wissensmedien.

Laut der Kommission sollten allen Lernenden und Lehrenden ein kostenfreier oder günstiger Zugang zu diesen Tools ermöglicht werden. Christine Streichert-Clivot, die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und saarländische Bildungsministerin (SPD), betonte: 'Technologischer Fortschritt darf nicht zu stärkerer sozialer Ungleichheit führen, sondern die Chancen müssen für alle zugänglich sein.'