26. November, 2024

Technologie

KI-Euphorie auf dem Weltwirtschaftsforum - Europa droht den Anschluss zu verlieren

KI-Euphorie auf dem Weltwirtschaftsforum - Europa droht den Anschluss zu verlieren

Die Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz (KI) sind schier grenzenlos: Von KI-generierter Musik über die Früherkennung von Brustkrebs bis hin zur Optimierung von Lieferketten und Analyse von Geschäftsberichten. Doch während in der Tech-Branche Goldgräberstimmung herrscht, machen sich Politiker und Experten Sorgen über die möglichen Auswirkungen von KI. Insbesondere Fake News, vor allem im bevorstehenden Superwahljahr 2024, bereiten vielen Politikern Kopfschmerzen. Die EU hat daher vor Kurzem Regeln für die Nutzung von KI festgelegt, um einen verantwortungsvollen Einsatz der Technologie zu garantieren.

Große Tech-Unternehmen wie Google, Microsoft, Meta und Intel haben in Sachen Künstlicher Intelligenz bereits enorme Fortschritte gemacht. Trotzdem gibt es Bedenken hinsichtlich des verantwortungsvollen Einsatzes der Technologie. Während der Präsident für globale Angelegenheiten bei Meta, Nick Clegg, die Panik-Reaktionen der Vergangenheit für übertrieben hält, warnt der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, vor den Gefahren, die KI für die Menschenwürde birgt.

Derzeit fehlen noch globale Regeln, die einen einheitlichen verantwortungsvollen Einsatz von KI garantieren können. Aufgrund der unterschiedlichen Vorstellungen bezüglich Transparenz und Privatsphäre sei es unrealistisch, in naher Zukunft globale Regelungen zu erwarten, meint Jürgen Müller, Technologievorstand des deutschen Softwareunternehmens SAP. Während China beispielsweise verstärkt auf Gesichtserkennung zur Überwachung seiner Bevölkerung setzt, plant die EU, diese Praktiken einzuschränken.

Trotz der neuen Regeln der EU zur Nutzung von KI sind die Meinungen geteilt. Einige halten sie für zu lasch, während andere befürchten, dass Europa technologisch ins Hintertreffen geraten könnte. Selbst bei Meta ist man skeptisch und sieht die aktuellen Regeln noch als 'work in progress' an. Nick Clegg wünscht sich beispielsweise Vorgaben zur Kennzeichnung von mit KI erstellten Bildern, um manipulierte Fotos erkennen zu können.

Das Weltwirtschaftsforum stuft KI in seiner Risikoumfrage als eine der größten Gefahren der nächsten Jahre ein, insbesondere in Bezug auf Falschinformationen während der bevorstehenden Wahlen in den USA, Großbritannien und Indien. Die Bundesregierung erhielt bereits im vergangenen Jahr einen Vorgeschmack auf die Gefahren von KI, als ein manipuliertes Video von Olaf Scholz die Runde machte.

Trotz der positiven Entwicklungen und Einsatzmöglichkeiten von KI betonen Experten, dass KI noch weit von der menschlichen Intelligenz entfernt ist und es noch viele wissenschaftliche Durchbrüche braucht, um das volle Potenzial von KI auszuschöpfen. Unternehmen wie Google, Microsoft, Meta, SAP und Intel haben bereits beeindruckende Anwendungen entwickelt, sei es im Bereich der Batterietechnologie, Genmutationen oder bei der Identifizierung von Hass-Posts auf Social-Media-Plattformen. Dennoch betont Yann LeCun, führender KI-Wissenschaftler bei Meta, dass KI noch nicht über die menschliche Intelligenz verfügt und es noch viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern wird, bis dies der Fall ist.

Trotz der exzellenten Grundlagenforschung in Deutschland schlittert Europa im Bereich der KI-Kommerzialisierung hinterher. Eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey zeigt, dass es in den USA 35 größere KI-Firmen gibt, während Europa nur 3 aufweist. Auch bei den Investitionen besteht ein großes Missverhältnis, mit 1,7 Milliarden Dollar in Europa im Vergleich zu 23 Milliarden Dollar in den USA im vergangenen Jahr.

Die Europäer sind auf den KI-Panels des Weltwirtschaftsforums kaum vertreten, während die USA und China die Hauptentwicklungen vorantreiben. Um den Anschluss nicht zu verlieren, sollte Europa seine Bemühungen in der Kommerzialisierung von KI intensivieren.