07. Oktober, 2024

Politik

Kevin Kühnerts Rücktritt: SPD sucht neuen Generalsekretär in stürmischen Zeiten

Kevin Kühnerts Rücktritt: SPD sucht neuen Generalsekretär in stürmischen Zeiten

Kevin Kühnert, bislang einer der prägenden Köpfe der SPD, hat unerwartet seinen Rücktritt als Generalsekretär bekannt gegeben. Der 35-Jährige, der sich auch jeglicher zukünftiger Kandidatur für den Bundestag verschließt, zieht sich aus gesundheitlichen Gründen aus der Politik zurück. Das Timing ist brisant, denn die SPD verliert damit einen ihrer agilsten Strategen, während der Bundestagswahlkampf naht.

Der Parteigenosse, der unlängst noch betonte, dass jeder in der Partei über sich hinauswachsen müsse, gesteht nun in einem offenen Brief seine eigene Grenze ein. Kühnert gibt zu, dass er gesundheitlich nicht in der Lage ist, die notwendige Energie für das Amt und den bevorstehenden Wahlkampf aufzubringen. Insidern zufolge sind die Ursachen eher psychischer Natur. In aller Konsequenz tritt er vorerst komplett von der politischen Bühne ab.

SPD-Chef Lars Klingbeil nimmt die Nachricht mit Verständnis und betont, dass Kühnerts Wohl nun Vorrang habe. Gleichermaßen bestärkt die SPD-Vorsitzende Saskia Esken, ihrem Parteikollegen Raum zur Genesung zu gewähren. Beide versichern, dass ihm bei späterer Rückkehr in die Politik offene Türen bevorstehen.

Was die Nachfolge betrifft, so ist die SPD offenbar vorbereitet. Gremien sind bereits in Bewegung gesetzt, um zeitnah eine Interimslösung zu präsentieren. Diese könnte auf einem außerordentlichen Parteitag im Sommer formell bestätigt werden. Erwartet wird eine Kandidatin oder ein Kandidat, die oder der ohne lange Einarbeitungszeit den Herausforderung eines Bundestagswahlkampfs gewachsen ist und zugleich stark genug, um politischen Schwergewichten, wie dem wahrscheinlichen Unions-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz, die Stirn zu bieten.

Kühnerts Rückzug fällt in eine Phase, in der auch andere Koalitionspartner Turbulenzen durchleben. Die Grünen müssen ebenfalls Umstrukturierungen vornehmen, nachdem ihr gesamter Vorstand seinen Rücktritt angekündigt hat. Anders als bei den Grünen, steht bei der SPD jedoch nicht das Ergebnis der Europawahl im Zentrum der Kritik an Kühnert.

Respekt für Kühnerts Arbeit äußerten auch politische Gegner. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann lobt Kühnerts Ehrlichkeit und Verlässlichkeit in der Zusammenarbeit. Gesundheit, so Linnemann, müsse stets Vorrang haben, und den gebührlichen Respekt vor dieser mutigen Entscheidung, hat Kühnert sich wohl on- und abseits der Parteigrenzen verdient.