18. November, 2024

Technologie

Kernkraft im Taschenformat: Rolls-Royce auf neuen Wegen

Kernkraft im Taschenformat: Rolls-Royce auf neuen Wegen

Rolls-Royce, bekannt für seine zivilen Flugzeugtriebwerke und Atomreaktoren für U-Boote der Royal Navy, widmet sich nun der Entwicklung von Mikro-Kernreaktoren. Diese sollen sowohl terrestrische Anwendungen in entlegenen Gebieten als auch zukünftige Weltraummissionen unterstützen. Das Unternehmen ist in frühen Gesprächen mit potenziellen kommerziellen Kunden und hofft, diese neuartige Technologie breit aufzustellen.

Jake Thompson, Direktor für innovative Kernenergieprojekte bei Rolls-Royce, sieht die kompakte Reaktorgröße als entscheidenden Vorteil für den Einsatz in Datenzentren, im Bergbau sowie in abgelegenen Gemeinden. Mit der zunehmenden globalen Nachfrage nach kleinen Reaktoren glaubt Rolls-Royce an das wirtschaftliche Potenzial der Mikro-Reaktoren -- sowohl auf der Erde als auch im All.

Während Unternehmen wie Google verstärkt auf kleine modulare Reaktoren (SMRs) setzen, verfolgt Rolls-Royce einen separaten Weg mit seiner Mikro-Reaktor-Technologie. Diese ist transportabel und überrascht mit einem kleineren Energieausstoß, was sie ideal für Weltraumanwendungen macht. Seit 2021 arbeitet Rolls-Royce mit der UK Space Agency an einem Projekt, das den atomaren Antrieb für Weltraummissionen untersucht.

Als wesentlicher Energieträger für die Mondmissionen der NASA könnte ein solcher Reaktor Teil des Artemis-Programms werden, das eine menschliche Präsenz auf dem Mond bis 2031 wiederherstellen will. Die UK Space Agency hat bereits erhebliche finanzielle Mittel in die Entwicklung eines modularen Mondkernreaktors investiert, ergänzt durch Eigenmittel von Rolls-Royce.

Weitere Player im Bereich der aufkeimenden Marktsegmente für Weltraumreaktoren sind Unternehmen wie Lockheed Martin und Westinghouse. Beide wurden von der NASA beauftragt, Designkonzepte für lunare Reaktoren zu entwickeln. Solche Projekte könnten die Zukunft der Energienutzung im Weltraum maßgeblich beeinflussen und den Weg für neue kommerzielle Anwendungen ebnen.

Thompson betont, dass die Energiespeicherung und -nutzung im All ohne kerntechnologische Entwicklungen auf dem Mond nicht ausreichen wird, insbesondere auf der von der Sonne abgeschirmten Seite des Mondes. Obwohl die Kernkraftanwendungen im Weltraum älteren Datums sind -- wie das Beispiel des US-reaktors Snap-10A zeigt -- setzen neue technologische Fortschritte und Kooperationen mit Akteuren wie Roscosmos und der China National Space Administration neue Maßstäbe.

Die Mikro-Reaktor-Technologie von Rolls-Royce wird als gasgekühlter Hochtemperaturreaktor konzipiert, wodurch höhere Temperaturen erreicht werden können als bei konventionellen Wasserkühlungssystemen. Auf der Erde soll der Reaktor-Antrieb etwa 10 Jahre halten, wobei ein Container-basiertes Konzept den Einsatz in isolierten Gebieten erleichtert.

Trotz der Begeisterung verweist Stephen Thomas, emeritierter Professor für Energiepolitik, auf die seit Jahrzehnten existierenden Diskussionen über innovative Kernkraftdesigns und die damit verbundenen Herausforderungen. Gleichwohl wird die Bedeutung von Kernreaktoren sowohl für U-Boote als auch für Weltraummissionen nicht in Frage gestellt.