In einer bemerkenswerten Entscheidung hat Kenias Präsident William Ruto die Aufhebung eines milliardenschweren Vergabeverfahrens eingeleitet, das die Kontrolle des Jomo Kenyatta Flughafens an die Adani Group aus Indien übergeben sollte. Dies geschieht, nachdem der Unternehmensgründer in den USA angeklagt wurde. Der geplante Vertrag sollte den Ausbau eines zweiten Start- und Landebahns sowie die Modernisierung des Passagierterminals für eine 30-jährige Pacht im Wert von fast 2 Milliarden Dollar umfassen. Zusätzlich zog Ruto die Reißleine bei einem weiteren Vertrag über 736 Millionen Dollar. Dieser Public-Private-Partnership-Deal mit der Adani Group sah den Bau von Stromübertragungsleitungen vor und war erst im vergangenen Monat unterzeichnet worden. Ruto begründete den Schritt mit "neuen Informationen von Ermittlungsbehörden und Partnernationen". Die Bekanntmachung löste bei den Parlamentariern im kenianischen Parlament Jubelstürme aus und beendete damit eine Phase intensiver Debatten über die Transparenz und den wirtschaftlichen Nutzen der Abmachungen. Vertreter der Adani Group blieben bislang für eine Stellungnahme unerreichbar. Die US-Indizien besagen, dass Unternehmensgründer Gautam Adani und sieben weitere Personen rund 265 Millionen Dollar an Bestechungsgeldern an indische Regierungsbeamte gezahlt haben sollen. Adani Group bestritt diese Anschuldigungen und plant, alle rechtlichen Mittel auszuschöpfen. Interessanterweise war der Flughafen-Deal im März im Rahmen eines Verfahrens ohne Ausschreibung eingeleitet worden und wurde erst durch einen Leak im Juli öffentlich bekannt. Im September blockierte ein kenianisches Gericht vorübergehend das Abkommen wegen Bedenken hinsichtlich des Nutzens für die Steuerzahler. Obwohl Ruto den Vereinbarungen bis zuletzt den Rücken stärkte, äußerte sich Energiefachmann Opiyo Wandayi optimistisch über die Chancen des Vertragsabschlusses. Doch die Annullierung könnte nun in einem Schiedsgerichtsverfahren enden, denn laut dem kenianischen Anwalt George Kamau steht die Staatenseite moralisch im Vorteil.