Kendrick Lamar hat die Musikwelt mit seinem neuen Album „GNX“ überrascht, das ohne Vorankündigung veröffentlicht wurde. Wie ein unvorhersehbarer Schlagabtausch im Rap-Battle, sorgt das Album für Spannung und fängt die Dynamik seines Konkurrenzkampfes mit Drake gekonnt ein. Obwohl Drake nicht explizit erwähnt wird, durchziehen Themen wie Rivalität, Loyalität und Status die melodischen 44 Minuten.
Benannt nach dem schnellen Buick GNX der 1980er Jahre, zeigt das Album Lamar auf einem Höhepunkt seiner Schaffenskraft. Es unterscheidet sich maßgeblich von dem konzeptionellen Vorgänger „Mr Morale and the Big Steppers“ und bietet eine temporeiche Offenbarung lyrischer Finesse.
Der Track „Wacced Out Murals“ spielt auf ein mit Pro-Drake-Graffiti verunstaltetes Wandbild in Compton an und evoziert mit seinem kalten Beat das Konkurrenzgetöse des Genres. Mit „Squabble Up“ bleibt die Spannung hoch, ehe Lamar mit „Luther“ die Machokultur hinter sich lässt und sich einer romantischen Seite widmet, unterstützt von SZA. Die Produktion ist ein Zusammenspiel vertrauter Klänge von Sounwave und unerwarteten Elementen von Taylor Swifts Produzent Jack Antonoff.
Gastauftritte, darunter die mexikanische Sängerin Deyra Barrera und lokale Rap-Talente, reichern das klangliche Spektrum weiter an. „Dodger Blue“ hebt Lamar schließlich in eine nostalgische Westküstenstimmung. Seine unvergleichliche sprachliche Meisterschaft manifestiert sich in „Reincarnated“, wo er stilistisch meisterhaft unterschiedliche Perspektiven verkörpert, bis hin zu einem imaginären Dialog mit Gott.
Lamar bleibt der treffsichere Virtuose am Mikrofon, der seine Zuhörer in staunende Bewunderung versetzt. Der Künstler fasst es perfekt zusammen: Ein Rapper, der mit Worten die Messlatte stets höher legt.