Zeit für den nächsten Schritt
Erst das Aufräumen, dann das Aufkaufen: DWS-Chef Stefan Hoops hat in einem Interview mit Bloomberg angedeutet, dass sich der Vermögensverwalter in Übernahmestimmung befindet.
Die „internen Hausaufgaben“ seien gemacht, genug Kapital sei da, jetzt gelte es, „nachzudenken, nachzuforschen, mit Leuten zu sprechen“. Das klingt vorsichtig – ist aber bemerkenswert klar für einen Mann, der zuletzt eher mit defensiven Aussagen auffiel.
Die DWS Group, noch immer mehrheitlich im Besitz der Deutschen Bank, ist auf dem Weg aus dem Schatten vergangener Turbulenzen.
Der Greenwashing-Skandal, der das Unternehmen über Jahre belastete, ist mit einer überschaubaren Geldstrafe von 25 Millionen Euro abgeschlossen. Das verwaltete Vermögen hat sich unterdessen auf über eine Billion Euro erhöht – ein Meilenstein, der im Markt nicht unbemerkt bleibt.
Konsolidierung am Limit
In der Branche tobt längst ein Übernahmewettbewerb. Aktive Manager wie DWS geraten immer stärker unter Druck, da Anleger zunehmend auf ETFs und andere passive Strategien umsteigen. Die Margen sinken, der Konsolidierungsdruck steigt. Hoops weiß: Wer jetzt nicht kauft, steht bald selbst auf dem Einkaufszettel der Großen.

„Buy or be bought“ – so lautet die unausgesprochene Faustregel in der Asset-Management-Welt. Während Giganten wie BlackRock oder Amundi längst global angreifen, hinkt DWS vor allem in Asien deutlich hinterher. Gerade dort aber wächst der Markt am schnellsten – und dürfte auch aus geopolitischer Sicht zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Ein Zukauf im asiatischen Raum wäre daher nicht nur ein strategischer Schritt, sondern auch ein Signal an den Kapitalmarkt: Wir wollen wieder mitspielen, nicht bloß verwalten.
Wieviel Spielraum ist da?
Wie viel finanzieller Spielraum wirklich vorhanden ist, werden die Quartalszahlen am 29. April zeigen. Klar ist: Im vergangenen Jahr zahlte die DWS trotz schwieriger Lage eine satte Sonderdividende aus – Zeichen einer soliden Kapitalausstattung.
Und: Auch eine Übernahme per Aktientausch ist denkbar. Die Aktie notiert aktuell unter Buchwert, was eine Kapitalerhöhung zwar nicht ideal, aber durchaus verkraftbar macht.
Hoops deutete jedenfalls an, dass auch „größere Transaktionen“ im Raum stehen – eine bemerkenswerte Formulierung für ein Unternehmen, das noch vor einem Jahr intern mit Kulturwandel, Strukturumbau und Glaubwürdigkeitsproblemen beschäftigt war.
Hoops hat Luft – aber auch Druck
Intern gilt Stefan Hoops als Macher mit analytischer Härte, aber ohne Affinität zu politischem Smalltalk. Umso interessanter, dass er die Debatte über externe Zukäufe nun so offensiv anstößt. Das kann nur heißen: Die DWS hat sich intern stabilisiert – und will das nun auch nach außen zeigen.
Der Druck, zu wachsen, ist real. Wer nur auf organisches Wachstum setzt, wird in dieser Branche abgehängt. Die Dynamik am Kapitalmarkt, die Digitalisierung der Kundenschnittstellen, der Wettlauf um Nachhaltigkeitsprodukte – all das spielt sich mittlerweile im globalen Maßstab ab.
Lesen Sie auch:

Ein gezielter Zukauf, etwa in Singapur oder Südkorea, könnte der DWS genau den Push geben, den sie braucht, um international wieder ernst genommen zu werden.
Die Aktie reagiert prompt
Anleger scheinen Hoops’ Vorstoß zu goutieren. Die DWS-Aktie hat im Intraday-Handel die 100-Tage-Linie übersprungen – ein technisches Kaufsignal. Auch die fundamentalen Daten sprechen eine klare Sprache: Die Bewertung ist historisch niedrig, die Dividendenrendite hoch. Sollte der Konzern bei den kommenden Zahlen operativ überzeugen, könnten neue Investoren aufspringen.
Doch klar ist auch: Ankündigungen allein schaffen keinen Mehrwert. Die Märkte warten auf Taten. Und auf Klarheit, wohin die Reise geht.