04. Januar, 2025

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Katastrophale Bilanz: Südkoreas Luftfahrt vor einer Zerreißprobe

Katastrophale Bilanz: Südkoreas Luftfahrt vor einer Zerreißprobe
Nach dem verheerenden Absturz melden sich Zweifel an der Sicherheit der Boeing 737-800. Ein weiterer Jeju-Air-Flug musste aufgrund von Fahrwerksproblemen umkehren – ein beunruhigender Trend.

Es waren Szenen, die an das dunkelste Kapitel der südkoreanischen Luftfahrtgeschichte erinnerten: Trümmer einer Boeing 737-800, verstreut über das Rollfeld des Flughafens von Muan, und ein erschütterndes Ausmaß an Verlusten.

Next-Generation 737

Der Absturz von Flug 7C2216 ist eine Tragödie, deren Folgen weit über den Tag hinausreichen werden. Noch während die Ermittlungen zum verheerenden Unfall anlaufen, wird die Luftfahrtbranche des Landes von weiteren alarmierenden Vorfällen erschüttert.

Bereits einen Tag später meldete Jeju Air technische Probleme an einer weiteren Boeing 737-800, die einen Flug nach Gimpo unterbrechen musste. Diese erneuten Zwischenfälle lenken den Blick auf eine Branche, die längst von Sparzwängen und Sicherheitslücken geprägt ist.

Ermittlungen unter Hochdruck

Die südkoreanische Regierung hat auf die Vorfälle reagiert und umfassende Inspektionen aller inländischen Boeing 737-800 angeordnet.

„Wir müssen sicherstellen, dass die Vorschriften konsequent eingehalten werden und keine Kompromisse bei der Sicherheit gemacht werden“, erklärte Joo Jong Wan, Leiter der Luftfahrtregelungen im Verkehrsministerium.

Die Airline Jeju Air steht dabei besonders im Fokus, da sie für eine überdurchschnittliche Einsatzfrequenz ihrer Maschinen bekannt ist.

Der Absturz von Jeju Air Flug 7C2216 forderte 179 Menschenleben – der schwerste Luftfahrtunfall in Südkoreas Geschichte. Erste Berichte deuten auf eine Kombination aus Vogelschlag und fehlender Fahrwerksfunktion hin.

Hilfe bei den Ermittlungen kommt auch aus den USA. Der Flugzeughersteller Boeing kündigte an, eng mit den südkoreanischen Behörden zusammenzuarbeiten, um die Ursachen der Abstürze zu klären.

Vorläufige Berichte deuten darauf hin, dass ein Vogelschlag die Tragödie von Muan ausgelöst haben könnte. Doch die Häufung technischer Defekte an Maschinen desselben Typs wirft zusätzliche Fragen auf.

Ein fragiles System: Überbeanspruchung und Sparzwänge

Die Boeing 737-800 ist eines der am häufigsten genutzten Flugzeuge der Welt und unter Billigfluglinien wie Jeju Air besonders verbreitet. Doch genau dieser intensive Einsatz könnte eine Rolle bei den aktuellen Vorfällen spielen.

Experten weisen darauf hin, dass häufige Flüge und knappe Wartungsintervalle das Risiko von technischen Defekten erhöhen könnten.

„Die Balance zwischen Rentabilität und Sicherheit ist ein bekanntes Problem in der Billigflugbranche“, sagt Kim Hyun-soo, Luftfahrtexperte der Seoul National University. „Die aktuelle Situation zeigt, wie schnell diese Balance kippen kann.“


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Systemische Mängel in der Branche

Neben den technischen Aspekten lenken die Vorfälle den Fokus auch auf die Überwachung durch die Behörden. Die Genehmigung der Sicherheitskonzepte, die trotz offensichtlicher Lücken erteilt wurde, wird mittlerweile offen kritisiert.

Fehlende Barrieren an Zufahrten und nicht umgesetzte Sicherheitsvorkehrungen waren entscheidende Faktoren, die dem Unglücksflugzeug am Flughafen Muan eine ungehinderte Landung ohne Fahrwerk ermöglichten – mit fatalen Folgen.

Zukunft der Billigfluglinien in Südkorea

Der Absturz von Flug 7C2216 und die nachfolgenden Vorfälle sind ein Weckruf für Südkoreas Luftfahrtindustrie. Sie verdeutlichen, dass Kostensenkungen nicht auf Kosten der Sicherheit gehen dürfen.

Die angekündigten Inspektionen der Boeing 737-800 könnten zu kurzfristigen Flugausfällen führen, sind jedoch unvermeidlich, um das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückzugewinnen.