25. Oktober, 2024

Wirtschaft

Katalysatoren für den Immobilienmarkt: Wie Labours Steuerdebatte die Welle der Verkleinerung antreibt

Katalysatoren für den Immobilienmarkt: Wie Labours Steuerdebatte die Welle der Verkleinerung antreibt

Michael und seine Frau, ansässig in Surrey, denken darüber nach, ihr Zuhause zu verlassen, das sie 25 Jahre lang bewohnten und in dem sie ihre beiden Söhne großzogen. Der pensionierte Geschäftsmann, mit einem Haus im Wert von rund 2,75 Millionen Pfund, erwägt nun den Wechsel. Der Grund: die lauten Debatten über die Erbschaftssteuer im kommenden Budget. Ein Verkauf ist zwar vor dem 30. Oktober nicht möglich, aber der Drang, sich zu verkleinern und Vermögen an die Söhne weiterzugeben, treibt Michael an. Makler im Vereinigten Königreich sehen den höchsten Stand an Immobilienangeboten seit einem Jahrzehnt, mit 12 Prozent mehr zum Verkauf stehenden Objekten als im Oktober des Vorjahres. Ängste vor möglichen Steuererhöhungen, hohen Energie- und Hypothekenkosten sowie eine potenzielle Mehrwertsteuer auf Privatschulgebühren sorgen für wachsende Verkaufsentscheidungen. Seit dem Wahlsieg der Labour-Partei im Juli berichten Makler über einen deutlichen Anstieg bei der Nachfrage nach Verkäufen größerer Häuser. Speziell die potenziellen Änderungen bei der Erbschaftssteuer verstärken den Druck, so Joanna Cocking von der Immobilienagentur Hamptons. Während früher leere Nester oder der Aufwand großer Häuser Hauptmotive waren, betrifft es nun vermehrt Investitionsüberlegungen. Bislang zögerte mancher, da Käufer knapp waren und hohe Hypothekenzinsen das Upsizing erschwerten. Doch fallende Zinsen und steigende Hauspreise scheinen diese Hürde zu mindern. Bei Jackson-Stops verzeichnete man einen Anstieg von 21 Prozent bei Interessenten am Downsizing. Mit dem Erwachen des Immobilienmarkts könnte Downsizing weiter zunehmen, vor allem falls ältere Hausbesitzer steuerlich stärker belastet werden. Die über 50-Jährigen halten 78 Prozent des privaten Wohnvermögens in Großbritannien. Viele über 65-Jährige in großen Häusern könnten durch einen Umzug Platz für Familien schaffen. Ein Hindernis bleibt aber die Grunderwerbsteuer: Mit einer Senkung des Steuerfreibetrags könnten die Kosten für einen Umzug weiter steigen. Freilich hat dies auf hochpreisige Immobilien weniger Einfluss, konstatiert Aneisha Beveridge von Hamptons. Attraktiv wird das Downsizing häufig durch die Freisetzung von Eigenkapital: Beispielsweise in Elmbridge, Surrey, lassen sich fast 675.000 Pfund freilegen. Doch über 60-Jährige, die 44 Prozent der Hauseigentümer stellen, sind reiselustig zurückhaltend. Oft wirken die mangelnde Verfügbarkeit geeigneter Unterkünfte und hohe Transaktionskosten bremsend. Labours Pläne wecken bei manchen dennoch die Einsicht, ökonomischer zu planen. So verkaufen nun nicht nur ältere Hausbesitzer, auch Jüngere veräußern aus Kostengründen. Steigende Energiekosten und beachtlich gestiegene Schuldzinsen zwingen Menschen in ihrem besten Alter zum Handeln. Unklar bleibt, ob die Steuerdebatten die erhoffte Welle des Downsizing bringen. Aber klar ist: Strukturveränderungen im Wohnmarkt erfordern kreative Anpassungen von Staat und Bürger.