10. Oktober, 2024

Wirtschaft

Kapitalflucht und Steuerbelastung: Großbritanniens Steuergesetzgebung unter der Lupe

Kapitalflucht und Steuerbelastung: Großbritanniens Steuergesetzgebung unter der Lupe

Die Diskussion um die Besteuerung von Kapitalgewinnen in Großbritannien bleibt hitzig, während Finanzministerin Rachel Reeves die Einführung einer "Exit Tax" für vermögende Personen, die das Land verlassen, um Steuern zu vermeiden, ausgeschlossen hat. Diese Nachricht kommt zu einer Zeit, in der die Regierung versucht, die Einnahmen aus Kapitalertragssteuern zu erhöhen.

Bereits in den letzten Tagen wurde Reeves dazu gedrängt, eine Steuer auf Personen einzuführen, die ins Ausland ziehen und dann Vermögenswerte verkaufen, um der britischen Kapitalertragssteuer zu entgehen. Länder wie die USA, Kanada und Australien erheben bereits ähnliche Abgaben, um Anreize für eine steuerlich motivierte Emigration zu mindern. Doch britische Regierungsinsider betonen, dass Reeves diese Idee nicht unterstützen wird.

Stattdessen erwägt Reeves eine Erhöhung der Kapitalertragssteuer, von der die wohlhabendsten Bürger Großbritanniens am meisten betroffen wären. Ähnliche Pläne zur Erhöhung von Steuern für „Non-Doms“ und Führungskräfte im Bereich Private Equity mussten zurückgefahren werden, da eine Abwanderung vermögender Personen befürchtet wird.

Auf britischer Seite sorgt das Thema weiterhin für Spannungen. Ein Führungskraft eines FTSE 100-Unternehmens bezeichnete die derzeitige Regierung als „extrem wirtschaftsfreundlich“, sieht jedoch bei der Kapitalertragssteuer ein Problem. Die Sorge besteht, dass eine Erhöhung der Steuer Menschen dazu bewegen könnte, Großbritannien zu verlassen.

Das Thema erhält zusätzliche Brisanz angesichts eines bevorstehenden Gipfels in London, bei dem Premierminister Sir Keir Starmer rund 250 globale Investoren willkommen heißt. Starmer hat im August bekräftigt, dass diejenigen "mit den breitesten Schultern" eine größere Last tragen sollten.

Doch trotz aller Diskussionen schweigt das Finanzministerium zu Spekulationen über Steueränderungen vor der Haushaltsvorlage. Aktuelle Studien des Centre for Analysis of Taxation zeigen, dass andere Länder bereits Abgaben bei der Auswanderung erheben. Schätzungen zufolge verliert Großbritannien dadurch Einnahmen in Hunderten von Millionen Pfund jährlich.

Die Einschätzungen der Institute for Fiscal Studies und früherer HMRC-Berater warnen vor möglichen Einnahmeverlusten bei signifikanten Änderungen im Kapitalertragssteuerrecht. Die Frage bleibt, ob moderate Anpassungen eine bessere Lösung bieten könnten.