Die Deutsche Kreditbank (DKB), Deutschlands zweitgrößte Direktbank und Tochter der BayernLB, steht vor einem finanziellen Rätsel. Trotz des Zuwachses von 148.000 neuen Kunden seit Jahresbeginn hat die Bank im ersten Halbjahr einen Nettoabfluss von 10,2 Milliarden Euro verzeichnet.
Dies markiert einen signifikanten Umschwung im Vergleich zum Vorjahr, als die Einlagen noch um beeindruckende 17,1 Milliarden Euro auf 102,3 Milliarden Euro anstiegen.
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Ein Kampf gegen den Markt und sinkende Zinsen
Die DKB steht in direktem Vergleich mit der ING Deutschland und der Commerzbank inklusive ihrer Online-Tochter Comdirect, die erhebliche Kapitalzuflüsse melden.
ING Deutschland verzeichnete einen Anstieg von 10,5 Milliarden Euro, während die Commerzbank mit einem Plus von 18 Milliarden Euro sogar noch deutlicher zulegte. Ein wesentlicher Grund für die Abwanderung von DKB-Kunden könnte das Auslaufen einer lukrativen Tagesgeldaktion sein.
Während diese Aktion zunächst mit einer Verzinsung von 3,5 Prozent lockte, fiel der Zinssatz später auf nur noch 1,75 Prozent. Dies könnte viele Anleger dazu veranlasst haben, ihre Gelder in attraktivere Angebote zu verschieben.
Die Rolle der Zentralbankzinsen
Der Zeitpunkt könnte kaum kritischer sein, denn die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Zinsen erhöht, was Spareinlagen zu einer heiß begehrten Ware macht. Banken erhalten derzeit 3,75 Prozent Zinsen für Einlagen, die sie über Nacht bei der Notenbank parken.
„Wenn ich auf Einlagen vier oder fünf Prozent Zinsen bezahle, ist das immer noch günstiger, als wenn ich mich über den Kapitalmarkt refinanziere“, erklärt Stefan Barth, Chef der Oldenburgischen Landesbank (OLB).
Diese Strategie deutet darauf hin, dass Direktbanken wie die OLB versuchen, durch attraktive Zinsangebote im hart umkämpften Markt zu bestehen.
Kundenloyalität und strategische Neuausrichtung
Während die DKB ihre Kundenbasis vergrößert, stagniert der Zinsüberschuss und fiel um fast neun Prozent auf 950 Millionen Euro. Ein klares Zeichen dafür, dass trotz Neukundengewinn die Profitabilität unter Druck steht.
Dies könnte langfristige Auswirkungen auf die Geschäftsstrategie der Bank haben, die eine umfassende Restrukturierung und strategische Neuausrichtung plant.
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Der Blick nach vorne
Die DKB zeigt sich trotz der Herausforderungen optimistisch.
„Das Kundengeschäft der DKB läuft gut und wir können es mit den vorhandenen Einlagen refinanzieren“, betont Markus Wiegelmann, Finanzchef der BayernLB.
Das angekündigte Transformationsprogramm soll bis Ende 2025 abgeschlossen sein und zielt darauf ab, das Betriebsmodell der Bank nachhaltig zu optimieren. Angesichts der steigenden Inflation und der bevorstehenden Gehaltserhöhungen ist die DKB gefordert, ihre Strategie zu überdenken und anzupassen, um ihre Position im Markt zu behaupten und langfristige Profitabilität zu sichern.