19. Oktober, 2024

Wirtschaft

Kapitalertragsteuer in Großbritannien: Vor möglichen Änderungen unter Reeves

Kapitalertragsteuer in Großbritannien: Vor möglichen Änderungen unter Reeves

Die britische Finanzministerin Rachel Reeves erwägt eine Erhöhung der Kapitalertragsteuer im Rahmen ihres Haushaltsplans am 30. Oktober, ein Schritt, der in der Tradition ihrer Vorgänger stehen würde. Seit ihrer Einführung durch den Labour-Finanzminister James Callaghan im Jahr 1965 hat die Kapitalertragsteuer in Großbritannien viele Reformen erlebt, oszillierend zwischen höheren Sätzen mit großzügigen Freibeträgen und niedrigeren Sätzen mit wenigen Erleichterungen. Ursprünglich wurde die Steuer als Reaktion auf die Umwandlung von Einkommen in kapitalertragssteuerpflichtige Gewinne eingeführt, um hohe Einkommenssteuersätze zu umgehen. Die große Reform von Nigel Lawson im Jahr 1988 passte die Raten an die individuellen Grenzsteuersätze an, führte jedoch auch bedeutende Erleichterungen ein. Diese Reformen sollten das wirtschaftliche Klima für Investoren und Geschäftsinhaber verbessern. Aktuell beträgt die Kapitalertragsteuer für britische Steuerzahler je nach deren Einkommen zwischen 10 und 24 Prozent. Seit 2010 hat sich die Kluft zwischen deklarierten Gewinnen und tatsächlich gezahlten Steuern erheblich vergrößert, was teilweise auf den Entfall der Indexierungsentlastung und Veränderungen im jährlichen Freibetrag zurückzuführen ist. Auf globaler Ebene verfolgen die meisten Länder der OECD ein ähnliches oder sogar niedrigeres Niveau als die britische Praxis, wobei bestimmte Vermögensarten und Haltedauer unterschiedliche Steuererleichterungen genießen. Steigerungen der Kapitalertragsteuer führen häufig zu einem Rückgang der Vermögensverkäufe, da Investoren unnötige Steuerbelastungen vermeiden wollen. Insbesondere der Zeitraum nach der Lawson-Reform zeigt, dass niedrigere Steuersätze tendenziell zu höheren Einnahmen geführt haben, während hohe Raten Investoren eher davon abhalten zu verkaufen. Eine Erhöhung der Kapitalertragsteuer birgt Risiken, die insbesondere im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld Herausforderungen darstellen. Experten wie Daniel Bunn, Präsident der Tax Foundation, warnen vor möglichen negativen wirtschaftlichen Auswirkungen. Die Diskussion über die zukünftige Ausgestaltung der Kapitalertragsteuer bleibt in politischen und wirtschaftlichen Kreisen in vollem Gange und wird mit Spannung verfolgt.