17. Oktober, 2024

Wirtschaft

Kapitalertragssteuer-Debatte: Droht Anlegern das Aus?

Kapitalertragssteuer-Debatte: Droht Anlegern das Aus?

Eine mögliche Erhöhung der Kapitalertragssteuer (CGT) sorgt derzeit für erhebliche Diskussionen in Großbritannien. Der größte britische Börsenmakler Hargreaves Lansdown warnt, dass ein Anstieg der CGT Sätze ohne weitere Reformen eine ganze Generation von Anlegern abschrecken und ihnen den Marktzugang erheblich erschweren könnte.

Hintergrund dieser Überlegungen ist das Bestreben der Regierung, durch Steueranpassungen zusätzliche Einnahmen in Höhe von 40 Milliarden Pfund zur Stärkung der Staatsfinanzen zu generieren. Dabei könnten besonders private Anleger, nicht jedoch Immobilieninvestoren, von den Änderungen betroffen sein. Dies könnte laut Sarah Coles von Hargreaves Lansdown dazu führen, dass Privatanleger abgeschreckt werden, in den Markt zu investieren oder bestehende Anlagen zu veräußern.

Momentan liegt die CGT bei 10 Prozent für Steuerzahler mit Basistarif und 20 Prozent für höher verdienende Investoren. Rachel Reeves hat bereits 2018 gefordert, die CGT an die Steuersätze für Einkommen anzupassen, die mit 20 Prozent, 40 Prozent und 45 Prozent deutlich höher liegen. Bei einer Erhöhung um 5 Prozentpunkte würde ein Anleger mit einer Rendite von 20.000 Pfund zusätzliche 850 Pfund an Steuern zahlen müssen, bei einem Anstieg um 10 Prozentpunkte gar 1.700 Pfund mehr.

Neben Hargreaves Lansdown äußerte auch das Investmentunternehmen Abrdn Bedenken. Alastair Black, Leiter der Sparpolitik bei Abrdn, plädiert dafür, die Steuerinflation bei einer möglichen CGT-Erhöhung zu berücksichtigen. Zudem sollte die jährliche Freibetragsgrenze wieder auf ihr Niveau von 2022 angehoben werden, um die Steuerlast abzufedern.

Die Diskussionen über eine Erhöhung der Kapitalertragssteuer werfen auch Fragen hinsichtlich der Regierungspolitik zur Förderung von Investitionen auf. Maßnahmen, welche die Investitionsbereitschaft hemmen, könnten laut Coles die Glaubwürdigkeit der Regierung untergraben, britische Unternehmen zu unterstützen und eine langfristige finanzielle Resilienz zu fördern. Auch die britische Finanzaufsichtsbehörde FCA warnt davor, dass zu viele Mittel in Cash gehalten werden, was sowohl Renditen als auch das Kapital für investive Zwecke schmälert.

Premierminister Rishi Sunak dementierte zuletzt Spekulationen über eine drastische Erhöhung der CGT auf bis zu 39 Prozent. Dennoch scheint eine Anhebung der Sätze nach jüngsten Berichten wahrscheinlich, da über 350.000 Investoren jährlich Kapitalertragssteuer auf Vermögensverkäufe zahlen und prognostizierte Einnahmen aus der CGT bis 2028/29 ein Rekordhoch von 23,5 Milliarden Pfund erreichen sollen.