10. März, 2025

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Kapferer fordert mehr Flexibilität: Energiewende in Ost- und Norddeutschland auf dem Prüfstand

Kapferer fordert mehr Flexibilität: Energiewende in Ost- und Norddeutschland auf dem Prüfstand

Der Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch in den ost- und norddeutschen Bundesländern verharrte im letzten Jahr stabil bei etwa 75 Prozent. Trotz einer längeren Dunkelflaute, die die Steigerungsrate des Anteils gebremst hat, vermeldet der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, dass an rund 80 Tagen der Energiebedarf komplett durch erneuerbare Quellen gedeckt werden konnte. Stefan Kapferer, Chef von 50Hertz, äußerte sich zu diesen Entwicklungen und verdeutlichte die Notwendigkeit von mehr Flexibilität im Stromsystem.

Dunkelflaute bezeichnet eine Phase mit wenig Sonnenschein und Wind, was zu einer eingeschränkten Stromproduktion durch Solar- und Windkraftanlagen führt. Im Gegensatz dazu sorgt die Hellbrise, charakterisiert durch viel Sonnenschein und Wind, für ein Überangebot an Strom. Während der Anteil erneuerbarer Energien fortlaufend wächst, stagniert die Stromnachfrage seit Jahren. Der Verbrauch im 50Hertz-Netzgebiet, das alle ostdeutschen Bundesländer und Hamburg umfasst, sank im letzten Jahr auf 94 Terawattstunden – ein historischer Tiefstand seit zwei Jahrzehnten. Dieser Rückgang wird vor allem dem schleppenden Hochlauf der Elektromobilität und der geringen Nachfrage nach strombetriebenen Wärmepumpen zugeschrieben.

Kapferer rief dazu auf, den bisherigen Fokus auf den Ausbau von Erzeugerkapazitäten zu hinterfragen. "Wir brauchen mehr Flexibilität im System", so Kapferer. Das Vorhaben der Elia Gruppe, der Muttergesellschaft von 50Hertz, sieht vor, bis 2028 rund 23 Milliarden Euro in den Netzausbau zu investieren, eine Ansage, die fünfmal so viel Einsatz wie in der vorherigen Planungsperiode bedeutet. Unterstützt wird diese Initiative durch zusätzliches Eigenkapital in Höhe von 2,2 Milliarden Euro, von denen 850 Millionen Euro von privaten Investoren wie Atlas Infrastructure und BlackRock stammen werden.