Das politische Parkett ist selten ein ruhiger Ort, doch für Olaf Scholz haben sich die Wogen zuletzt dramatisch aufgetürmt. Mit einem festen Griff an das Kanzleramt hat Scholz seine Kandidatur gegen die Stimmen eines skeptischen Teils seiner SPD durchgesetzt. Der Vergleich mit dem historischen Durchmarsch Armin Laschets 2021 ist unverkennbar. Doch auch Scholz erkennt, dass seine Position fragil bleibt. Sollte seine Beliebtheit nicht spätestens bis Jahresende ansteigen, könnte der anstehende Parteitag im Januar eine Machtverschiebung zugunsten von Boris Pistorius sehen, der im Stillen bereits den „Schatten-Kanzlerkandidaten“ gibt.
Diese internen Erschütterungen hinterlassen Spuren: Die SPD zieht widerwillig in den kommenden Wahlkampf, getrieben von der Vorstellung, einen Kanzler zu unterstützen, den viele lieber hinter sich lassen würden. Derweil gibt sich der FDP-Vorsitzende Christian Lindner weniger subtil in seiner Kritik und beschuldigt Scholz, die Liberalen unterminieren zu wollen. In der SPD hingegen hegt man die Hoffnung, dass der Kanzler nicht seine eigene Partei in den Strudel seiner Ambitionen reißt.