Im Politikstil des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz treten immer wieder scharf formulierte Festlegungen aus dem ruhigen Hintergrund hervor. Die 'Lausitzer Rundschau' zitiert einige Beispiele: 400.000 neue Wohnungen jährlich, eine Impfpflicht gegen Corona, vier bis fünf neue Windräder pro Tag, ein Wirtschaftswunder 2.0 oder 'bald die größte Armee Europas'. Doch besteht ein Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
Man muss kein Politikwissenschaftler sein, um zu erkennen, dass sich zwischen den großen Zielen und deren tatsächlicher Umsetzung eine Kluft auftut. Diese Diskrepanz wird zunehmend zum Problem für Kanzler Scholz. Natürlich ist es typisch für politische Führer, die Dinge immer optimistisch darzustellen, als sei das Glas stets mindestens halbvoll. Allerdings wurde Scholz insbesondere als 'no-nonsense-Typ' gewählt, der ohne viel Schnörkel agieren sollte. Daher ist die Fallhöhe bei ihm größer als bei anderen Politikern.
In der deutschen Politiklandschaft sind es vor allem die eher gemäßigten Politiker, deren Worte häufiger von der Realität eingeholt werden. Die deutliche Sprache und festen Ansagen bei Kanzler Scholz lassen die Differenz zwischen Anspruch und Umsetzung umso deutlicher hervortreten.