Ambitionierte Ziele und harte Realitäten
Am Eröffnungstag des Berliner Luftfahrtgipfels malte Wirtschaftsminister Robert Habeck ein optimistisches Bild der Zukunft der Luftfahrt in Deutschland.
Mit einer futuristischen Wasserstoffflugzeug-Projektion im Hintergrund verkündete er, das Ziel einer klimaneutralen Luftfahrt sei in greifbare Nähe gerückt.
Doch die Realität, wie sie von Industrievertretern dargelegt wird, ist weit weniger rosig.
SAF: Der Hebel zur Klimatransformation?
Sustainable Aviation Fuel (SAF), ein Biokraftstoff aus nachwachsenden Rohstoffen und Abfällen, wird von vielen als Schlüssel zur Verringerung der CO₂-Emissionen in der Luftfahrt gesehen.
„Nachhaltige Flugkraftstoffe sind aktuell nur in sehr geringen Mengen verfügbar und mindestens fünfmal teurer als fossiles Kerosin. Strombasierte Kraftstoffe gibt es bisher nur im Labor“, sagt eine Sprecherin der Lufthansa.
Die EU hat bereits verbindliche Beimengungsquoten eingeführt, die bis 2050 auf 70 Prozent steigen sollen. Deutschland setzt noch ambitioniertere nationale Ziele, was zu Herausforderungen in der Verfügbarkeit und Produktion führt.
Produktionslücken und politische Stolpersteine
Trotz der festgesetzten Quoten und der proklamierten Unterstützung durch die Regierung kämpft die Industrie mit einer erheblichen Produktionslücke.
Die globale Produktionskapazität für SAF lag im letzten Jahr bei nur 500.000 Tonnen, während Deutschland allein im nächsten Jahr bereits 200.000 Tonnen benötigen wird.
Die Förderung der SAF-Produktion durch die Bundesregierung wurde kürzlich zurückgefahren, was die Branche vor zusätzliche finanzielle Hürden stellt.
Die Kosten der Klimapolitik
Die strengen Vorgaben und die hohen Kosten für SAF könnten letztendlich die Flugpreise in die Höhe treiben und die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Airlines gefährden.
Experten warnen, dass die hohen Strafzahlungen für das Nichterreichen der SAF-Quoten den Airlines die notwendigen Mittel entziehen würden, um in neue, effizientere Technologien zu investieren.
Ein globaler Wettbewerbsnachteil
Während Deutschland seine ambitionierten Klimaziele verfolgt, bieten andere Länder günstigere Bedingungen für ihre Fluggesellschaften, was zu einer Verlagerung des Flugverkehrs führen könnte.
Dies untergräbt nicht nur Deutschlands Position als Luftfahrtstandort, sondern könnte auch die globalen Emissionsziele konterkarieren, indem Flüge einfach über weniger strenge Jurisdiktionen umgeleitet werden.
Fazit
Der Berliner Luftfahrtgipfel hat deutlich gemacht, dass zwischen ambitionierten klimapolitischen Zielen und ihrer praktischen Umsetzung eine erhebliche Lücke klafft. Die deutsche Luftfahrtindustrie steht vor großen Herausforderungen, die ohne eine realistische politische und finanzielle Unterstützung schwer zu überwinden sein werden.
Während die Politik zu Optimismus neigt, bleibt die Frage offen, wie diese visionären Ziele erreicht werden können, ohne die Wirtschaftlichkeit der Branche zu gefährden.