Ein dritter Anlauf von Johnson & Johnson (J&J), durch Anwendung des US-Konkursrechts Milliarden an angeblichen Verbindlichkeiten im Zusammenhang mit krebserregendem Talkumpulver zu bewältigen, könnte Früchte tragen. Ein J&J-Subunternehmen, Red River Talc, meldete im September in Houston Konkurs an – ein cleverer Schachzug, um eine unabhängige Einheit für Talkumklagen zu schaffen. Frühere Versuche im Rahmen von Chapter 11 wurden aus rechtlichen Gründen abgewiesen. Dieses Mal jedoch verfolgt J&J einen kooperativeren Ansatz: Eine Einigung mit den Opfern wurde bereits vor der Konkursanmeldung erzielt, was eine Herausforderung an das Gericht darstellt, solch eine Vereinbarung zu verwerfen. J&J hält nach wie vor fest, dass ihr Talkum sicher sei und die Klagen unbegründet. Dennoch ist das Unternehmen bereit, einen beträchtlichen Geldbetrag zu zahlen, um die Angelegenheit endgültig beizulegen und die Hauptgesellschaft von den Produktverbindlichkeiten abzuschirmen. Um ihre Ernsthaftigkeit zu beweisen, hat J&J eine "Finanzierungsvereinbarung" getroffen, bei der eine Summe im zweistelligen Milliardenbereich in die bankrotte Einheit fließen würde, sollte ein Vergleich erreicht werden. Im Gegenzug erwartet J&J vollständige Haftungsfreistellungen. Die Idee, dass auch Unternehmen außerhalb eines Konkurses von den Vorteilen des Chapter 11 profitieren – wie etwa Klageunterbrechungen und Haftungsfreistellungen – ist äußerst umstritten und derzeit im Mittelpunkt eines obersten Gerichtshofsverfahrens um den Konkursplan von Purdue Pharma. Der aktuelle Stand: J&J hat die Unterstützung von 83 Prozent der Kläger gewonnen, was einem Gericht ermöglichen könnte, den Vergleich zu genehmigen. Doch das Justizministerium strebt eine Verlagerung des Falls nach New Jersey an, da es J&Js Vorgehen als "Lehrbuchbeispiel von schlechter Absicht" bezeichnet. Unter den verbleibenden Hürden ist der Widerstand einiger hartnäckiger Kläger. Vorwürfe des "Stimmenkaufs" stehen im Raum, die J&J vehement zurückweist, während sie ihrerseits Klageanwälte dubioser Motive beschuldigt. Bis Februar sollte sich zeigen, ob das Gericht diese Einwände annimmt. Viele Kläger sind bereit, sich zügig mit J&J zu einigen. Die Regierung und einige hartnäckige Gegner jedoch befürchten, dass das Unternehmen einer umfangreicheren Haftung in Gerichtsverfahren entgehen will. Diese kreative Anwendung des "Texas Two-Step" stößt auf geteilte Meinungen: Während sich Unternehmen wünschen, ihre Altlasten auf gezielte Weise zu klären, hoffen Betroffene auf Gerechtigkeit und faire Abwicklungen.