19. März, 2025

Wirtschaft

Kann der US-Präsident 36 Billionen Dollar einfach umschreiben?

Die US-Staatsschulden haben eine historische Marke erreicht. Donald Trump setzt auf unorthodoxe Maßnahmen, um den Schuldenberg abzubauen – von radikalen Einsparungen bis zu Sonderprogrammen für reiche Investoren. Doch Experten zweifeln an seiner Strategie.

Kann der US-Präsident 36 Billionen Dollar einfach umschreiben?
Mit 36 Billionen Dollar haben die USA eine historische Verschuldung erreicht – Trumps Sparpläne und neue Einnahmequellen sollen das Problem lösen.

Ein Präsident auf Schuldenmission

Die Vereinigten Staaten stehen vor einer finanziellen Zerreißprobe: Die Staatsverschuldung liegt bei 36 Billionen Dollar – und wächst weiter. Donald Trump, der sich einst als „König der Schulden“ bezeichnete, muss jetzt liefern.

Sein Plan: Ausgabenkürzungen in Billionenhöhe, neue Einnahmequellen und gezielte Eingriffe in den Anleihemarkt. Doch kann diese Strategie funktionieren?

Rekorddefizit und steigende Zinskosten

Die Zahlen sind alarmierend: Allein in den ersten fünf Monaten des laufenden Haushaltsjahres hat die US-Regierung 1,2 Billionen Dollar neue Schulden aufgenommen – 300 Milliarden mehr als im Vorjahr.

Die Schuldenquote liegt mittlerweile bei 122 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Besonders besorgniserregend: Die Zinslast der USA könnte 2025 erstmals die Verteidigungsausgaben übersteigen.

Trump will gegensteuern – mit einem Fokus auf die Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihen. Sinkt die Rendite, verringern sich die Zinskosten für Staatsanleihen, was die Schuldenlast der USA etwas mildern könnte.

„Wir konzentrieren uns auf die zehnjährigen US-Bonds“, erklärte US-Finanzminister Scott Bessent.

Doch bislang bleibt unklar, wie genau die Regierung den Anleihemarkt beeinflussen will.

Sparen mit Elon Musk? Der DOGE-Plan

Ein zentraler Baustein von Trumps Schuldenstrategie ist ein massives Sparprogramm unter Leitung von Elon Musk. Der Tesla-Chef führt die neue Kommission „DOGE“ (Department of Government Efficiency), die angeblich bereits 105 Milliarden Dollar an Einsparungen gefunden hat.

Ziel: Eine Billion Dollar an Staatsausgaben streichen – ein Einschnitt, der fast 15 Prozent des US-Budgets ausmachen würde.

Kritiker bezweifeln jedoch, dass die USA so viel „Verschwendung“ einsparen können. „Die größten Haushaltsposten sind Sozialsysteme, Verteidigung und Zinszahlungen – an diesen Programmen führt kein Weg vorbei“, sagt der Ökonom Nicholas Hughes von der University of Michigan.

Neue Einnahmen durch Zölle und Gold-Cards?

Trump setzt nicht nur auf Sparen, sondern auch auf neue Einnahmequellen. Hohe Zölle auf ausländische Waren sollen Geld in die Kassen spülen. Doch Ökonomen warnen, dass solche Maßnahmen den internationalen Handel stören und am Ende die Inflation antreiben könnten.

Ein weiteres ungewöhnliches Vorhaben ist die sogenannte „Gold-Card“. Ausländer sollen für fünf Millionen Dollar eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung in den USA kaufen können. Handelsminister Howard Lutnick rechnet vor: „200.000 verkaufte Karten brächten eine Billion Dollar ein.“ Ob diese Rechnung realistisch ist, bleibt fraglich.

Renditen als Schlüsselstrategie: Trump setzt auf fallende Zinsen bei zehnjährigen Staatsanleihen – doch Experten bezweifeln, dass seine Maßnahmen die Anleihemärkte nachhaltig beeinflussen können.

Trump und die Anleihemärkte

Ein weiterer Baustein von Trumps Strategie: Die USA könnten ausländische Gläubiger dazu bewegen, ihre US-Staatsanleihen in langfristige und nahezu zinslose Papiere umzuwandeln. Stephen Miran, Trumps neuer Wirtschaftsberater, schlug vor, Zölle und Sicherheitsgarantien als Druckmittel zu nutzen, um China und andere Staaten zu solchen Deals zu bewegen. Doch Experten halten das für kaum umsetzbar.

Der Präsident selbst scheint sich bereits eine Hintertür offenzuhalten. Kürzlich äußerte Trump Zweifel an der „Echtheit“ der US-Staatsverschuldung. „Vielleicht gibt es ein Problem mit den Anleihen – das könnte eine interessante Sache sein“, ließ er kryptisch verlauten. Was genau er damit meinte, bleibt unklar.

Politisches Risiko für Trump

Die steigende Verschuldung könnte zu einer politischen Belastung für den Präsidenten werden. Viele seiner Wahlversprechen – insbesondere Steuersenkungen – lassen sich nur schwer mit der aktuellen Haushaltslage vereinbaren.

Während Trump behauptet, dass seine Wirtschaftspolitik langfristig für mehr Wachstum und Einnahmen sorgen wird, warnen überparteiliche Finanzinstitute, dass seine Maßnahmen das Schuldenproblem eher verschärfen könnten. Das „Committee for a Responsible Federal Budget“ (CRFB) rechnet vor, dass Trumps Pläne das Defizit um fünf bis elf Billionen Dollar erhöhen könnten.

Reale Lösung oder politische Illusion?

Ob Trump wirklich einen Weg aus der Schuldenfalle findet, bleibt offen. Viele seiner Maßnahmen basieren auf Annahmen, die nur schwer zu verwirklichen sind. Sparmaßnahmen in dieser Größenordnung erscheinen unrealistisch, neue Einnahmequellen wie die „Gold-Card“ sind umstritten und der Einfluss auf die Anleihemärkte ist begrenzt.

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