Über die Weihnachtsfeiertage erlebten die Kanarischen Inseln einen signifikanten Anstieg an irregulär eingetroffenen Migranten, wobei mehr als 1.700 Menschen die Inseln erreichten. Besonders dramatisch waren Rettungsaktionen, bei denen über 500 Menschen aus Seenot befreit werden mussten, wie die spanische Rundfunkanstalt RTVE berichtet. Die Atlantikroute zu den Kanaren gilt als eine der gefährlichsten Migrationswege, was durch die erschreckende Zahl von über 45.000 Ankommenden im vergangenen Jahr verdeutlicht wird, so die Zeitung "El Mundo" unter Berufung auf Regierungsquellen.
Seit Heiligabend sorgten 28 Boote, die auf Gran Canaria, Lanzarote und El Hierro landeten, für großen Aufruhr. Die wachsende Anzahl an Herkunftsländern der Migranten wird von der Organisation Ärzte ohne Grenzen hervorgehoben, wobei zunehmende Konflikte auf dem afrikanischen Kontinent, wie im Tschad, die Fluchtbewegungen verstärken. Parallel dazu stellt die Hilfsorganisation Caminando Fronteras fest, dass im Jahr 2024 vermehrt Boote von der mauretanischen Küste ablegen - ein Trend, der Besorgnis erregt.
Angetrieben durch die Nähe zu Westafrika, geben die Kanaren vielen Migranten Hoffnung auf einen Zugang zur EU. Doch die humanitären Kosten sind hoch: Nach Schätzungen von Caminando Fronteras starben in diesem Jahr nahezu 9.700 Menschen, darunter auch viele Kinder und Jugendliche, auf dieser Route. Die Überlastung der lokalen Bevölkerung und der Regionalregierung wächst, begleitet von der Kritik, die spanische Zentralregierung würde sie bei der Bewältigung der Situation im Stich lassen.
In einem Versuch, die EU stärker in die Verantwortung zu nehmen, forderte der Regionalpräsident der Kanaren, Fernando Clavijo, vom neuen EU-Migrationskommissar Magnus Brunner, die Inseln bei der Zuteilung von Mitteln für den Asylpakt zu bevorzugen. Zudem lud Clavijo Brunner ein, die Herausforderungen vor Ort in Augenschein zu nehmen.