Ein kanadischer Konzern strebt eine Ausnahmegenehmigung für den Abbau von mineralischen Rohstoffen in internationalen Gewässern an, ohne auf ein global einheitliches Regelwerk für Tiefseebergbau zu warten. Diese Absicht, die über die USA verfolgt wird, stieß auf deutliche Ablehnung der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA). Deren Chefin Leticia Carvalho betonte, dass solche unilateralen Vorhaben das Völkerrecht verletzen und der kollektiven Verwaltung der Ozeane zuwiderlaufen.
Vor dem Hintergrund schleppender Verhandlungen der ISA in Jamaika hat The Metals Company (TMC) Schritte eingeleitet, bei der US-amerikanischen National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) eine Lizenz auf Grundlage von Regeln aus den 1980er Jahren zu beantragen. Das Unternehmen plant, diese Genehmigung in den kommenden Monaten zu erhalten, um in der Clarion-Clipperton-Zone, einem Rohstoffreichen Gebiet im Pazifik, tätig zu werden.
Die geplante Erschließung der Manganknollen, die wertvolle Metalle wie Mangan, Kobalt, Kupfer und Nickel enthalten, zieht zunehmend Kritik von Umweltorganisationen nach sich. Diese sehen erhebliche Gefahren für die wenig erforschten Ökosysteme der Tiefsee.
Gerard Barron, Vorstandsvorsitzender von TMC, äußerte sich optimistisch über die positive Resonanz aus Washington und unterstrich die strategische Bedeutung der Rohstoffe für die USA. Trotz dieser Unterstützung wächst der Druck von Umweltschützern. Greenpeace und das Bündnis Deep Sea Conservation Coalition fordern ein globales Moratorium, um die Versuche eines einseitigen Vorgehens zu verhindern. Greenpeace-Mitarbeiterin Franziska Saalmann warnt vor manipulativen Versprechen des Unternehmens zur Umgehung des internationalen Konsenses.
An den in Jamaika geführten Beratungen beteiligten sich seit dem 17. März alle 36 Mitgliedstaaten des ISA-Rates. Insgesamt gehören der ISA 169 Staaten sowie die Europäische Union an.