Die jüngsten Umfragen der Bank of Canada unter Geschäftsleuten und Verbrauchern deuten darauf hin, dass sich Inflationserwartungen normalisieren. Gleichzeitig planen nur wenige Unternehmen aufgrund der schwachen Nachfrage Neueinstellungen oder Investitionen. Der Stimmungsindikator für Geschäftsleute verbesserte sich leicht auf minus 2,3 im dritten Quartal, nachdem er zuvor bei minus 2,9 lag. Auch die Aussichten für künftige Verkäufe sehen positiver aus, da weniger Unternehmen einen Rückgang ihrer Bestellungen und Verkaufsanfragen verzeichnen.
Die Bank erklärte, dass viele Unternehmen über überschüssige Kapazitäten verfügen und das Preiswachstum weiterhin eine Belastung für die Wirtschaft darstellt. Investitions- und Einstellungspläne bleiben gedämpft, wobei die Ausgabenplanung sich eher auf den Ersatz bestehender Anlagen konzentriert als auf Kapazitätserweiterungen oder Effizienzsteigerungen. Mehr als 70% der befragten Unternehmen erwarten, dass der jährliche Preisdruck in den nächsten zwei Jahren innerhalb des Zielkorridors von 1% bis 3% bleibt, die höchste Rate seit Anfang 2021.
Die Umfrage bestätigt einen zögerlichen, aber sich verbessernden Geschäftsausblick, der mit einer durch höhere Zinssätze geschwächten Wirtschaft einhergeht und auf eine anhaltende Überkapazität hinweist. Diese dürfte die desinflationären Tendenzen verstärken.
Die Wirtschaftsanalystin Shelly Kaushik von der Bank of Montreal hebt hervor, dass die sinkenden Inflations- und Lohnerwartungen es der Bank ermöglichen, die geldpolitischen Beschränkungen zu lockern. Der derzeitige hektische Wirtschaftsdrang bleibt im Zaum, was Potenzial für einen erheblichen Zinssatzrückgang lässt.
Arbeitskräftemangel bleibt unter dem historischen Durchschnitt, nur 18% der Firmen berichten von eingeschränkten Kapazitäten aufgrund fehlender Arbeitskräfte. Dennoch nimmt die Intensität der Arbeitskräftemängel ab, während die Lohnwachstumserwartungen moderat bleiben.
Im Vordergrund der Unsicherheiten stehen wirtschaftliche Wachstumsperspektiven, Wahlen in den USA und Kanada, Kostenbelastungen, Steuerpolitik sowie Regulierung. Die Bank of Canada hat in den letzten drei Entscheidungen den Leitzins um jeweils einen Viertelpunkt gesenkt, wodurch der Übernachtzins nun bei 4,25% liegt.
Marktbeobachter und Ökonomen rechnen mit weiteren Zinssenkungen, da sich die Wirtschaftslage weiter abschwächt. Diese Umfange wurde im August durchgeführt, vor der dritten Zinsentscheidung im September. Zudem zeigen separate Erhebungen, dass auch Verbrauchererwartungen für Inflations- und Lohnwachstum zurückgehen, teilweise auf das Niveau vor der Pandemie.