Der kanadische Premierminister Justin Trudeau steht unter starkem Beschuss angesichts seiner Klimapolitik, insbesondere von den ölreichen Provinzen, angeführt von Alberta. Diese rebellieren gegen die Bemühungen der Bundesregierung, die Emissionsmenge zu senken, während Umweltaktivisten mehr entschlossenes Handeln fordern.
Vor der UN-Klimakonferenz COP29 in Aserbaidschan kündigte Kanada am Montag Pläne an, die Treibhausgasemissionen des Öl- und Gassektors zu reduzieren, die fast ein Drittel der nationalen Verschmutzung ausmachen. Diese Ankündigung steht vor dem Hintergrund einer boomenden Industrie, bedingt durch die Nachfrage der USA und die kanadischen Teersande, die zu den schmutzigsten Rohölen der Welt zählen.
Jerry DeMarco, der Leiter der Umweltaufsichtsbehörde Kanadas, kritisierte die Bundespolitik aufgrund ihrer bisherigen Untätigkeit und bezeichnete Kanada als das einzige G7-Land, das seit 1990 keine Emissionsreduktion erreicht habe. Der neue Plan schließt eine Regulierung ein, die eine Begrenzung der Emissionen um 35 Prozent unter den Werten von 2019 vorschlägt, was jedoch hinter den nationalen Zielen zurückbleibt.
Umweltminister Steven Guilbeault hob hervor, dass kein anderes großes Öl- und Gasförderland einen solchen Ansatz verfolge. Trotz dieser Initiative wird die Regierung von der Business Council of Canada angegriffen, die den Plan als unzusammenhängend und unwettbewerbsfähig ablehnt. Der Premier von Alberta, Danielle Smith, kündigte an, rechtliche Schritte gegen den Plan einzuleiten und nannte ihn eine 'Rache' von Trudeau an Alberta.
Kanadas Dilemma zeigt sich auch in den von Klimawandel verschärften Waldbränden, die im Jahr 2023 fast ein Drittel der globalen Emissionen ausmachten. Trotz steigender Ölproduktion und steigender US-Abhängigkeit betonen Experten, dass Kanada auf Technologien wie Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) setzt, um Emissionen zu reduzieren, während die Ölkonzerne weiterhin Gewinne erzielen.
Die Technologie steht jedoch in der Kritik, unter anderem von Julia Levin von Environmental Defence, die befürchtet, dass CCS öffentliche Gelder von erneuerbaren Energien abziehen könnte. Kritiker wie Bill Hare von der Climate Analytics-Gruppe bezeichnen Kanadas aktuellen Weg als unzureichend, um das Pariser Klimaziel zu erreichen.