Kanada hat nach einem 14-jährigen Auswahlverfahren einen Standort im Norden von Ontario als erstes tiefes unterirdisches Lager für abgebrannte Brennstoffe aus Kernkraftwerken ausgewählt, wie die kanadische Organisation für nukleare Abfallwirtschaft (NWMO) bekannt gab. Dieser Schritt erlaubt es dem Projekt, in den regulatorischen Prozess einzutreten. Bei einer Genehmigung könnte der Bau in den 2030er-Jahren beginnen, was den bestehenden fünf Kernkraftwerken in Kanada sowie möglichen zukünftigen Reaktoren einen dauerhaften Lagerort für abgebrannte Brennstoffe bietet.
Bislang existiert weltweit nur ein tiefes geologisches Lager, ein kürzlich abgeschlossenes Projekt in Finnland. Andere Länder mit Kernkraftwerken, darunter Frankreich und Schweden, verfolgen ebenfalls Pläne für langfristige Lagerstätten. Die NWMO musste Faktoren wie die Stabilität der unterirdischen Gesteinsformationen, die Nähe zu natürlichen Ressourcen und die möglichen Veränderungen der Umgebung in Tausenden von Jahren berücksichtigen.
CEO Laurie Swami betonte, dass ein großer Teil der Planung in die Zukunft gerichtet sei, nicht nur auf Hunderte, sondern auf 60.000 Jahre. Dabei würden unter anderem Vergletscherungszyklen in die Konstruktion und Sicherheitsbewertung einfließen. Das Lager soll etwa 500 Meter unter der Erde entstehen, gut unterhalb des Grundwasserspiegels, umgeben von kristallinem Gestein und Granit, fernab von wertvollen natürlichen Ressourcen.
Der Standort liegt nahe der Stadt Ignace auf dem traditionellen Gebiet der Wabigoon Lake Ojibway Nation. Beide Gemeinschaften erhalten direkte Zahlungen für die Aufnahme des Standorts. Der Bau wird voraussichtlich 1.000 Arbeitskräfte in die Region bringen und rund 4,5 Milliarden CAD kosten. Chief Clayton Wetelainen von der Wabigoon Lake Ojibway Nation hob hervor, wie wichtig ihre Rolle für Kanadas Verantwortung im Umgang mit nuklearen Abfällen sei, um zukünftige Generationen nicht zu belasten.
Kernenergie liefert etwa 15% von Kanadas Stromversorgung. Letztes Jahr schloss sich das Land 22 weiteren Nationen an, die sich verpflichtet haben, ihre Kernenergiekapazität bis 2050 zu verdreifachen, um die CO2-Neutralität zu erreichen.