14. Januar, 2025

Märkte

Kampf um Vertrauen: Chinas Aktienmärkte im Umbruch

Kampf um Vertrauen: Chinas Aktienmärkte im Umbruch

Der Optimismus von Day-Trader Lu Delong bezüglich eines Aufschwungs der chinesischen Aktienmärkte zerbrach in der ersten Woche des Jahres jäh. Drei Monate nach dem Abwarten auf ein Wachstum durch Pekings stimulierende Versprechen musste Lu seine Anteile verkaufen und seine Verluste einstecken. Zahlreiche Privatanleger wie er veräußerten ihre Aktien im frühen Januar, was zum schwächsten Jahresbeginn des über 11 Billionen US-Dollar schweren chinesischen Aktienmarktes seit fast einem Jahrzehnt führte.

Das eintretende Verkaufschaos und die Ungewissheit über die zukünftige Handelspolitik unter dem neu gewählten US-Präsidenten Donald Trump tragen zur Verwirrung bei. Die Märkte scheinen die Regierung zu stärkerem Handeln drängen zu wollen, während Zweifel an den wirtschaftspolitischen Maßnahmen, gepaart mit Sorgen um US-Handelstarife, die Anleger in Scharen vertreiben.

Nach einem dreijährigen Rückgang, hervorgerufen durch die COVID-19-Pandemie und andere wirtschaftliche Herausforderungen, erzielten Chinas Aktien 2024 wieder Gewinne. Dennoch drohte das Risiko, dass Privatanleger – die etwa 70 % des Handelsvolumens ausmachen – durch Rückschläge mit hohen Verlusten den Aktienmarkt destabilisieren könnten.

Beijing braucht dringend einen stabilen Bullenmarkt, um die wirtschaftliche Erholung zu finanzieren. Ein erneuter Boom und anschließender Bust könnte jedoch das Vertrauen zerstören, den Konsum beeinträchtigen und Chinas Wirtschaft schädigen.

Die Märkte erlebten im späten September 2024 einen kurzen Aufschwung, angeheizt durch Zinssenkungen Pekings, aber die Impulse verpufften unter den Erwartungen an konkrete Maßnahmen. Zeichen der Enttäuschung traten zu Beginn von 2025 auf, da die Märkte in Shanghai und Shenzhen um rund 6 % fielen und damit zu den weltweit am schlechtesten abschneidenden großen Märkten gehörten.

Einzelne Institutionen wie die People's Bank of China versuchten zwar, durch Kapitalmaßnahmen die Märkte zu stabilisieren, doch der Markt blieb skeptisch. Auch das Verhalten internationaler Investoren zeigt Zurückhaltung, während die US-Politik wie ein unberechenbares Damoklesschwert über den Märkten schwebt.

Die Situation verlangt Geduld: Marktbeobachter warnen vor vorschnellem Handeln, während Pekings Reaktion weiterhin ungewiss bleibt. Der Shanghai Index steht dabei im Visier der Anleger, die auf einem psychologisch entscheidenden Level eine Verteidigung durch Staatsfonds erwarten.