Chemnitz, ein Mittwochabend nicht wie jeder andere: Die sächsischen Grünen haben ins Kino Metropol geladen, wo sonst Filme und Diskussionen Publikum anlocken. Heute jedoch dient das historische Foyer als politische Arena, ausgerechnet gefüllt mit dem Geruch von Popcorn – ein scharfer Kontrast zur Schwere der politischen Themen, die hier verhandelt werden.
„Es gibt Tage, da kann man verzweifeln“, sagt sie.
Außenministerin Annalena Baerbock steht im Zentrum des Geschehens. Sie ist nach Chemnitz gekommen, um die grünen Reihen im Wahlkampfendspurt zu stärken. Der Einzug der Grünen in die Landtage von Sachsen und Thüringen steht auf der Kippe, Umfragen sehen sie an der Fünf-Prozent-Hürde kratzen. Die Stimmung ist angespannt, die Botschaft der Ministerin daher umso dringlicher.
Baerbock spricht von der Notwendigkeit der Stärkung der Demokratie, in einer Zeit, in der sowohl der islamistische Terrorismus als auch der Rechtsextremismus Deutschland herausfordern. Ihre Worte bilden eine Brücke zwischen den Ereignissen in Mannheim, wo Terror die Freiheit bedrohte, und den rechtsextremen Ausschreitungen in Chemnitz selbst, die noch immer nachwirken.
„Auch wenn es viele verhetzen: Wir schaffen das“, sagt Baerbock. „Ja, wir schaffen es immer wieder, weil wir Menschen sind, die gemeinsam kooperieren können.“
Die Außenministerin verteidigt vehement die Unterstützung der Ukraine und kritisiert sächsische Politiker für ihre außenpolitische Einmischung, was impliziert, dass Sachsen keine anderen drängenden Probleme zu haben scheine. Dies ist ein klarer Seitenhieb auf Ministerpräsident Kretschmer und eine klare Positionierung Baerbocks gegen eine Politik des Stillstands.
Die Herausforderungen der inneren Sicherheit, ein komplexes und umstrittenes Thema, werden in Baerbocks Rede nur gestreift, ihre Ausführungen bleiben hier vage. Stattdessen lenkt sie den Fokus auf wirtschaftliche Erfolge und Kooperationen, etwa die Ansiedlung von TSMC in Dresden, und beschwört den Geist der Zusammenarbeit mit den Nachbarländern Polen und Tschechien.
„Das Boot ist nicht voll, es ist nur wahnsinnig schlecht organisiert.“
Die Veranstaltung zeigt, dass trotz der internationalen und nationalen Herausforderungen der Glaube an eine politische Wende vorhanden ist. Baerbock nutzt die Plattform, um die Wichtigkeit jeder einzelnen Stimme zu betonen, mit Blick auf eine Wahl, bei der das Ergebnis weitreichende Folgen für die politische Landschaft Sachsens und darüber hinaus haben könnte.
Die Ministerin endet mit einem Appell an das Wahlrecht als demokratisches Privileg und ruft die Bürgerinnen und Bürger auf, von diesem Recht Gebrauch zu machen – eine Motivationsrede, die nicht nur zum Nachdenken anregt, sondern auch die Wichtigkeit aktiver Teilnahme in der Demokratie unterstreicht. Der Applaus im Kino Metropol ist nicht nur ein Zeichen der Zustimmung, sondern auch ein Indiz für die Hoffnung, die Baerbock in die Herzen der Anwesenden zu pflanzen vermag.