21. November, 2024

Wirtschaft

Kampf um faire Löhne: Tarifverhandlungen bei Volkswagen vor entscheidendem Wendepunkt

Kampf um faire Löhne: Tarifverhandlungen bei Volkswagen vor entscheidendem Wendepunkt

Die Verhandlungen über die Löhne von 120.000 der insgesamt rund 300.000 Beschäftigten von Volkswagen in Deutschland erreichen eine entscheidende Phase. Die Gespräche, die aktuell bereits in die dritte Runde gehen, müssen innerhalb von zehn Tagen zu einem Abschluss kommen, um drohende Streiks an den deutschen Standorten abzuwenden. Diese Verhandlungen betreffen sechs Werke, die einem separaten Tarifvertrag unterliegen, und spiegeln die Herausforderungen wider, vor denen Europas größter Automobilhersteller steht.

Volkswagen pocht darauf, die Löhne um 10% zu kürzen, um Kosten zu senken und den Marktanteil angesichts der preiswerten Konkurrenz aus China und der nachlassenden Nachfrage nach Autos in Europa zu verteidigen. Erstmals in seiner 87-jährigen Geschichte erwägt der Konzern, Werke in Deutschland zu schließen, was die Spannungen weiter anheizt. Diese Entwicklungen werfen ein Schlaglicht auf die Zukunftsfähigkeit der deutschen Industrie, insbesondere vor den bevorstehenden Neuwahlen im Februar, in denen die wirtschaftliche Bilanz von Kanzler Olaf Scholz auf dem Prüfstand steht.

Die Gewerkschaften reagierten mit einem innovativen Vorschlag: Sie boten an, für zwei Jahre auf Boni zu verzichten und einen Fonds zur temporären Reduzierung der Arbeitsstunden in weniger produktiven Unternehmensbereichen zu schaffen. Finanziert werden sollte dieser Fonds durch eine Lohnerhöhung von 5,5%, die die Mitarbeiter solidarisch in den Notfallfonds einzahlen würden. Damit soll sowohl der Arbeitsplatzabbau verhindert als auch etwa 1,5 Milliarden Euro eingespart werden. Voraussetzung für die Akzeptanz des Gewerkschaftsvorschlags durch das Management war jedoch der Verzicht auf Werksschließungen, was Volkswagen bislang ablehnt.

IG Metall-Verhandler Thorsten Groeger appellierte an das Management: "Wir haben einen Verhandlungskorridor geöffnet. Nun ist der Vorstand von Volkswagen am Zug. Wir erwarten, dass sie den gleichen konstruktiven Ansatz verfolgen." Sollten die Vorschläge zurückgewiesen werden, fordern die Gewerkschaften eine Lohnerhöhung von 7% bei gleichzeitigem Verzicht auf Werksschließungen. Andernfalls drohen ab dem 1. Dezember Streiks, die ersten größeren Arbeitskämpfe seit 2018, die bei Volkswagen 50.000 Arbeitnehmer auf die Straßen brachten.

Mit Spannung wird erwartet, wie sich die Verhandlungen entwickeln und ob rechtzeitig vor Weihnachten eine Einigung erzielt wird.