06. Juli, 2024

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Kampf gegen „Forever Chemicals“: Eine Investitionschance für Wasserunternehmen

Kampf gegen „Forever Chemicals“: Eine Investitionschance für Wasserunternehmen

Die jüngsten Entwicklungen im Bereich Umwelt- und Klimaschutz werfen Licht auf zwei bedeutende Themen. Zum einen kündigte Luiz Amaral, CEO der Science Based Targets initiative (SBTi), gestern seinen Rücktritt aus persönlichen Gründen an. Diese Entscheidung folgte auf heftige Kritik, der SBTi und Amaral jüngst ausgesetzt waren, nachdem das Gremium beschloss, Unternehmen das Verwenden von CO2-Ausgleichsmaßnahmen zur Erreichung ihrer Dekarbonisierungsziele zu gestatten.

In einer separaten, aber ebenfalls klimabezogenen Ankündigung, teilte BlackRock am Dienstag mit, dass seine Fonds mit klimabezogenen Investitionsanforderungen unterschiedlich über Aktionärsvorschläge abstimmen werden. Dieses Vorgehen soll den unterschiedlichen Bedürfnissen der großen Investorenbasis Rechnung tragen.

Doch abseits der Klimadiskussion gibt es eine wachsende Besorgnis über reine Wasserquellen, insbesondere im Kontext der sogenannten „Forever Chemicals“. Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS), die in Mensch und Umwelt kaum abgebaut werden, sind immer häufiger in Trinkwasser nachweisbar und verursachen gesundheitliche Schäden wie verminderte Immunreaktionen und beeinträchtigte Leberfunktionen.

Ein prominentes Beispiel für die Komplikationen um PFAS ist die Anklage gegen 3M. Das Unternehmen, einer der ersten Hersteller dieser Chemikalien, war letztes Jahr gezwungen, eine astronomische Summe von 10,3 Milliarden US-Dollar als Vergleichszahlung an öffentliche Wasserversorger zu leisten, die PFAS in ihrem Trinkwasser nachgewiesen hatten.

Während Regierungen weltweit eifrig Regelungen zur Reduzierung von PFAS erlassen, wittern Investoren Chancen im milliardenschweren Markt für Wasseraufbereitung. Das französische Unternehmen Veolia, das weltweit führend in der Wasseraufbereitung ist, berichtet von einer wachsenden Nachfrage nach PFAS-Entfernungslösungen in den USA. Laut CEO Estelle Brachlianoff liegt das Marktpotenzial dort bei etwa 250 Milliarden US-Dollar.

Interessanterweise verzeichnete Veolia im Juni trotz politischer Turbulenzen in Frankreich einen Rückgang ihres Aktienkurses, was Wall Street jedoch nicht davon abhielt, das Unternehmen weiter zu beobachten. Morgan Stanley hob in einem Bericht hervor, dass fast die Hälfte von Veolias Einnahmen aus der Wasseraufbereitung stammt und das Unternehmen ideal positioniert sei, um vom PFAS-Markt zu profitieren.

Die neuen PFAS-Vorschriften der US-amerikanischen Umweltbehörde (EPA) führen zu strengen Grenzwerten, die viele Wasseraufbereitungsanlagen möglicherweise nicht ohne erhebliche Investitionen einhalten können. Diese regulatorischen Änderungen könnten daher Kosten in Milliardenhöhe verursachen und bis zu 6.000 öffentliche Trinkwasseranbieter in den USA betreffen.

Andere Unternehmen wie Clean Harbors und AqueoUS Vets wollen ebenfalls von den neuen EPA-Vorschriften profitieren. Clean Harbors, der größte Entsorger von gefährlichem Abfall in Nordamerika, und AqueoUS Vets aus Kalifornien haben beide bedeutende Investitionen in die PFAS-Sanierung getätigt, um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden.

Doch auch wenn Investoren Chancen sehen, gibt es erhebliche rechtliche und politische Hürden. Verschiedene Interessensgruppen, darunter die American Chemistry Council und die National Association of Manufacturers, haben bereits Klagen gegen die neuen EPA-Vorschriften eingereicht. Trotzdem betonte der republikanische Generalstaatsanwalt von Indiana, Todd Rokita, dass PFAS ein überparteiliches Thema sei, da sauberes Wasser ein allgemeines öffentliches Anliegen darstelle.

Abschließend sei erwähnt, dass Shell kürzlich die Bauarbeiten eines seiner größten Projekte zur Energiewende in Rotterdam pausieren musste, was die Herausforderungen im wachsenden Sektor der Umwelttechnologie verdeutlicht.