Der Wahlkampf in den USA spitzt sich zu, und Kamala Harris kämpft an mehreren Fronten. Während Donald Trump in den Umfragen leicht zulegt, verliert Harris ausgerechnet in den Wählergruppen an Rückhalt, auf die sie fest gebaut hatte – vor allem bei schwarzen Männern. Der Ausgang der Wahl bleibt völlig offen, doch die Zeichen stehen auf Sturm für die Vizepräsidentin.
Zwei Wochen vor dem Wahltag zeigen sich in den Swing States erste klare Trends: Trump liegt in Pennsylvania, Georgia und Arizona knapp vorne. Besonders schmerzhaft für Harris ist die Abwendung schwarzer Wähler, die traditionell fest in der Hand der Demokraten waren.
Während Trump in Pennsylvania bei einer „Town Hall“-Veranstaltung gelassen auf die Schlangen seiner Anhänger verwies, bleibt Harris in ihren Wahlkampfauftritten oft im Hintergrund.
Der Rückhalt bröckelt
Es ist vor allem der Süden, wo Harris jetzt Probleme hat. In Georgia, wo sie noch um jede Stimme kämpft, zeigt sich, dass ihre Unterstützung bei schwarzen Männern ins Wanken gerät. Barack Obama hatte kürzlich versucht, das Thema auf Sexismus zurückzuführen – mit gemischtem Erfolg.
„Viele denken einfach, dass Harris nicht stark genug ist, um die Probleme zu lösen“, erklärt Willie, ein 31-jähriger Wähler in Atlanta. „Und Trump hat uns wirtschaftlich geholfen, also sehen sie ihn als jemanden, der das wieder tun könnte.“
Harris hat auf diese Entwicklungen reagiert und einen neuen Plan speziell für schwarze Männer vorgestellt, der Kredite und wirtschaftliche Unterstützung verspricht. Doch ob das reicht, um die Enttäuschten zurückzugewinnen, bleibt abzuwarten.
Die Wirtschaft bleibt das Zünglein an der Waage
Der Wahlkampf 2024 dreht sich vor allem um zwei Themen: Wirtschaft und Migration. Trump versteht es meisterhaft, die Unsicherheiten vieler Wähler auszunutzen. In ländlichen Regionen wie Pennsylvania setzt er auf die gleiche Botschaft wie schon 2016: weniger Migration und mehr wirtschaftliche Sicherheit.
Ray Clare, ein Bauunternehmer aus Lancaster, sieht in Harris und Biden die Ursache für die Probleme vieler Unternehmen.
„Trump bringt uns die Stabilität zurück, die wir brauchen“, sagt er.
Die unsichere Wirtschaftslage, verbunden mit Harris' Rückschlägen bei ihren traditionellen Wählergruppen, macht es für die Vizepräsidentin schwer, eine klare Botschaft zu setzen, die alle Schichten anspricht.
Strategiewechsel: Fokus auf Frauen
Um diese Verluste auszugleichen, setzt Harris zunehmend auf weibliche Wähler. Seit dem Urteil des Supreme Court im Jahr 2022, das das Recht auf straffreien Schwangerschaftsabbruch kippte, hat sie das Thema Abtreibung zu einem zentralen Punkt ihrer Kampagne gemacht.
Hier kann sie Trump deutlich hinter sich lassen: 55 Prozent der Wählerinnen unterstützen Harris, während nur 41 Prozent für Trump stimmen würden. Besonders bei jungen Frauen findet Harris viel Zuspruch, da sie als Garantin für Frauenrechte gesehen wird.
Trump als Gefahr für die Demokratie?
Harris setzt auch auf ein weiteres Thema, das viele Wähler beschäftigt: Trumps potenzielle Bedrohung für die Demokratie. Die Vizepräsidentin warnt in ihren Reden immer wieder davor, dass der Ex-Präsident die Verfassung aufs Spiel setzen könnte. "Jemand, der offen darüber spricht, die Verfassung zu ändern, sollte nicht ins Weiße Haus zurückkehren", ruft sie ihren Anhängern zu. Damit hofft sie, unentschlossene Republikaner und ehemalige Trump-Wähler auf ihre Seite zu ziehen.
Endspurt: Schafft Harris die Wende?
Der Wahlkampf geht in die heiße Phase, und für Kamala Harris ist klar: Es wird ein hartes Rennen. Ob ihre neue Strategie die Verluste in den entscheidenden Bundesstaaten ausgleichen kann, wird sich erst am Wahltag zeigen. Doch eines ist sicher: Die nächsten zwei Wochen werden entscheiden, ob Harris das Ruder herumreißen kann oder ob Donald Trump wieder ins Weiße Haus einzieht.