Die Amtseinführung von Donald Trump, die sonst zehntausende Zuschauer anlockt, präsentiert sich dieses Jahr in einem bemerkenswerten Kontrast: Nur wenige seiner Anhänger trotzen den eisigen Temperaturen und versammeln sich auf der normalerweise dicht gefüllten National Mall. Aufgrund der klirrenden Kälte wurde die Zeremonie in geschlossene Räume verlegt, während die traditionelle Parade in einer Sportarena stattfindet, wo sich die meisten Unterstützer des ehemaligen Präsidenten eingefunden haben. Auf der leeren Rasenfläche zwischen dem Kapitol und dem Lincoln Memorial wurden derweil die vorbereiteten Stühle wieder entfernt, während sich eine leichte Schneedecke über die Absperrungen legt.
Einige treue Trump-Fans sind von weit her angereist, um dem Ereignis beizuwohnen. So beschreibt der Kanadier Kristofer Sedak seine Enttäuschung darüber, dass die Rede Trumps nicht im Freien zu sehen sei, zeigt sich jedoch verständnisvoll angesichts der Umstände und äußert sich mit einer Prise Humor zu Trumps berüchtigten Kommentaren über eine mögliche Vereinigung mit Kanada. Sedak zeigt Gelassenheit: Solche Äußerungen Trumps nimmt er nicht allzu ernst und wäre dem Gedanken auch nicht abgeneigt.
Chicho, ein Anhänger aus Kalifornien, verteidigt unerbittlich die Überzeugung, dass die Wahl 2020 gestohlen war, und sieht in Trumps jüngstem Sieg eine späte Genugtuung. Er zählt zu denjenigen, die beim Sturm auf das Kapitol vor vier Jahren dabei waren, betont jedoch, nie in das Gebäude selbst eingedrungen zu sein.
Die Straßen von Washington sind von einem mächtigen Sicherheitsaufgebot geprägt. Polizei und Armee dominieren das Bild, während sich an den Kontrollpunkten Schlangen bilden, um das Gepäck der Anwesenden zu durchleuchten. Entlang der Route der Präsidentenkolonne hoffen zahlreiche Menschen, einen flüchtigen Blick auf den Republikaner zu erhaschen, während er die von Sicherheitsvorkehrungen gesäumten Straßen passiert.