Es läuft nicht rund bei den deutschen Autobauern. Gewinneinbrüche, schwächelnde Börsenkurse und Stellenabbau prägen das Bild der Industrie. Doch Ola Källenius, Chef von Mercedes-Benz, will das so nicht stehen lassen.
„Schreiben Sie uns nicht ab!“, sagt er im Interview.
Die deutsche Autoindustrie, so Källenius, habe nichts von ihrem Innovationspotenzial verloren. „Wir haben nicht plötzlich verlernt, Autos zu bauen.“
Um das zu beweisen, setzt Mercedes auf eine gewaltige Produktoffensive. „Zwischen 2025 und 2028 werden wir mehr neue Modelle an den Start bringen als jemals zuvor“, verkündet Källenius.
Den Anfang macht der neue CLA, der bereits Anfang nächsten Jahres auf den Markt kommt. Eine solche Welle an neuen Fahrzeugen hat es bei Mercedes in der gesamten Unternehmensgeschichte noch nicht gegeben.
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China bereitet Mercedes Kopfzerbrechen
Trotz aller Zuversicht kann Källenius die Probleme nicht kleinreden, vor allem nicht in China, wo Mercedes traditionell stark ist. Dort hält sich die Kundschaft – besonders im Luxussegment – zuletzt merklich zurück.
Der Absatz der S-Klasse, das Flaggschiff von Mercedes, läuft schleppend. Källenius musste die Jahresprognose zurücknehmen und die Produktion der Limousine drosseln.
„China bleibt unser wichtigster Markt“, sagt er.
„Aber wir müssen die aktuelle Zurückhaltung ernst nehmen.“ Eine Eskalation des Handelsstreits mit China wäre aus Sicht des Mercedes-Chefs ein Super-GAU für die deutsche Industrie. Er fordert eine pragmatische Lösung im Umgang mit den Spannungen zwischen Europa und dem asiatischen Markt.
Luxus bleibt die Strategie
Källenius hält trotz der Herausforderungen an der Hochpreisstrategie fest. „Qualität und Exklusivität stehen bei uns an erster Stelle“, erklärt er. Er ist überzeugt: Der Markt für Luxusgüter wird sich erholen, und Mercedes wird davon profitieren. Dass diese Wette auf Luxus jedoch riskant ist, ist nicht zu leugnen, besonders in wirtschaftlich unsicheren Zeiten.
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Doch Källenius bleibt zuversichtlich. Der Manager glaubt fest daran, dass das High-End-Segment, in dem Mercedes seine stärksten Margen erzielt, langfristig nicht nur überleben, sondern wachsen wird.
Die CO2-Debatte – eine teure Herausforderung
Ein weiteres Thema, das Källenius Kopfzerbrechen bereitet, sind die strengen CO2-Vorgaben in Europa. Die Automobilbranche befindet sich mitten in der Transformation hin zu emissionsfreien Fahrzeugen, doch die Ziele der EU halten viele für zu ambitioniert. „Milliardenschwere Strafzahlungen helfen uns nicht weiter“, sagt er.
Källenius fordert pragmatische Lösungen und einen realistischen Zeitrahmen für die Umstellung.
Mercedes investiert massiv in Elektromobilität, doch der Übergang braucht Zeit.
„Wir befinden uns in einer Jahrhunderttransformation“, betont der Mercedes-Chef.
Eine Lockerung der CO2-Vorgaben könnte der Branche dringend benötigte Luft verschaffen.
Innovationen und Elektroantrieb im Fokus
Obwohl die Herausforderungen groß sind, sieht Källenius die Zukunft der deutschen Automobilindustrie optimistisch. Innovationen und neue Technologien sollen Mercedes und andere deutsche Hersteller wieder an die Spitze bringen. Besonders im Bereich Elektromobilität will Mercedes vorangehen.
„Wir haben das Potenzial, führend zu bleiben“, sagt Källenius.
Mit der kommenden Produktoffensive setzt Mercedes auf eine Mischung aus Luxus, Innovation und Nachhaltigkeit. Für den Vorstandschef steht fest: Die deutsche Autoindustrie wird auch in der Zukunft eine zentrale Rolle spielen – wenn die Weichen richtig gestellt werden.
Mercedes vor entscheidenden Jahren
Mercedes steht vor einer der größten Herausforderungen in der Geschichte des Unternehmens. Die geplante Produktoffensive ist ambitioniert, doch China und die strengen CO2-Vorgaben in Europa könnten dem Konzern Steine in den Weg legen.
Ola Källenius bleibt dennoch zuversichtlich und setzt auf den bewährten Kurs: Luxus, Qualität und Innovation. „Wir haben ein enormes Potenzial“, sagt er – und das will Mercedes in den nächsten Jahren unter Beweis stellen.